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Bettina Wulff würde lieber mit anderen Suchbegriffen gefunden.

© dapd

Bettina Wulff vs. Google: Automatisch vollständig selbstständig

Bettina Wulff klagt gegen die Autovervollständigung von Google. Unser Kolumnist Bernd Matthies hat getestet, welche Vorschläge die Suchmaschine ihm macht, wenn er seinen eigenen Namen eingibt - und fühlt sich als Opfer digitaler Ignoranz.

In unserer Serie „Daseinsformen digitaler Demenz“ geht es heute um das Phänomen der Autovervollständigung. Das hat, wie wir den letzten analogen Agnostikern doch erklären sollten, nichts mit Leichtmetallfelgen und Standheizung zu tun, sondern bezeichnet eine Eigenmächtigkeit von Suchmaschinen wie Google. Gibt der Nutzer, der sich beispielsweise über das karitative Wirken Bettina Wulffs informieren will, zu diesem Zweck auch nur die Buchstaben „Be…“ ein, dann wird diese Suchanfrage blitzschnell vervollständigt, nur eben nicht mit „..ttina wulff karitativ“, sondern, na, Sie wissen schon, jenen Begriffen, die im Zusammenhang mit der Präsidentengattin in den vergangenen Monaten am meisten eingegeben wurden.

Das kriegt man dann nicht mehr weg, die Autovervollständigung wird zur Autoverselbstständigung, der Ruf ist im Eimer, und schuld ist der Nutzerschwarm, der längst neuen Gerüchten hinterherschwimmt und rechtlich so wenig zu fassen ist wie ein Schwarm Barracudas, der einen Surfer gefrühstückt hat.

Aber es liegt natürlich auch Segen über der Idee. Die Autovervollständigung ist eine Art virtuelle Messlatte für die Bedeutung eines Begriffs oder Menschen. Geben wir „A“ ein, dann kommt, was kommen muss: Amazon, Aldi, ARD, Air Berlin. Fügen wir ein „n“ an, führt uns Google zu Android und Ankunft Tegel; mit einem kleinen zusätzlichen „g“ schließlich präpariert die Suchmaschine eigenmächtig den ersten leibhaftigen Menschen aus dem Netz heraus: Angela Merkel, die sich diese Position nur mit Angelina Jolie, den Angry Birds und der lästigen Angina teilen muss. So berühmt ist sie!

Das System vervollständigt alles, ohne Gnade. Geben wir „k“, „l“ und „a“ ein, dann steht da ganz treuherzig: Klaus Kinski, Klausurgutachten, Klaus Wowereit und Klaustrophobie. Schon bei „Klaus Wow...“ werden präzise Informationen zu den Themen „Kontakte“, „Termine“ und „Ich bin schwul“ angeboten, bitte, das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern entspricht eben den Präferenzen der Nutzer, wobei freilich offen bleibt, was die mit Wowereits Terminen wollen.

Wer nun aber Genaueres über seinen persönlichen digitalen Status wissen will, der gibt einfach Buchstabe für Buchstabe seinen Namen ein: Je früher Google ihn vervollständigt, desto besser. Ich habe einen Selbstversuch unternommen, okay … Wer zum Teufel ist Bernd Mayländer? Ein Rennfahrer? Unglaublich. Digitale Ignoranz, so was.

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