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Meinung: Billiger, besser, Berlin

Operation Hochschulmedizin: Ein Sieg fast ohne Verlierer

Von Lorenz Marol dt

Wenn das geplant war, ist der Berliner Senat doch genial: größtmögliche Aufregung mit einem dilettantischen Beschluss herbeiführen, stur daran festhalten, dann eine Expertenkommission einberufen und ihr – Höhepunkt der Perfidie – eine scheinbar unlösbare Aufgabe geben; sodann über diese Angelegenheit monatelang kein Wort mehr verlieren, und wenn schließlich alles erschöpft ist, niemand mehr auf ein glückliches Ende hofft: den Masterplan präsentieren. Ein bisschen anders ist es dann doch.

Es geht um die Berliner Hochschulmedizin, genauer: um Krankenhäuser, in denen nicht mehr geforscht werden soll, weil das Geld dazu fehlt. Der Senat hatte beschlossen, das Benjamin-Franklin-Klinikum in ein einfaches Krankenhaus umzuwandeln, gespart werden sollten so 98 Millionen Euro. Die Stadt, vor allem im Westen, gab sich empört: Verrat an der Zukunft riefen die einen, andere erkannten darin ein Koalitionsopfer für die PDS.

Die Kommission wurde einberufen, das Unmögliche möglich zu machen: Sparen und Erhalten. Jetzt liegt das Ergebnis vor, und siehe da: Es geht! Oder besser: Es ginge. Denn schon wird wieder gemäkelt, von einer absurden Idee gesprochen. Dabei klingt sie recht plausibel: Die beiden betroffenen Universitäten, Humboldt und Freie, machen sich nicht länger untereinander Konkurrenz, sondern schließen die Medizinfakultäten zu einer gemeinsamen, kräftigen zusammen, die in Konkurrenz treten kann zu anderen Städten. Umgewandelt in eine städtische Klinik wird nicht der stärkere Forschungsstandort, das Benjamin-Franklin-Klinikum, sondern der schwächere, das Virchow-Klinikum, das aber selbst Teil der Charité ist. So gibt es keine wirklichen Verlierer.

Das klingt einerseits mutig, weil neuer Widerstand vorhersehbar ist. Aber dieser hat jetzt kein klares Ziel mehr. Gegen billiger und besser lässt sich schlecht argumentieren. Und was das Schönste ist: Die Forschungslandschaft in Deutschland, oft kritisiert, ohne klaren Weg, hätte ein neues Modell, schlanker, effektiver. Ein Berliner Modell. Kaum zu glauben – wird es wahr?

Am Montag ist der Senat wieder dran. Er hat mehr bekommen, als der Regierende Bürgermeister je zu hoffen wagte.

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