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Meinung: Böse Amis, gute Amis

Der US-Abzug aus Deutschland und der Streit um den Irak

Sie waren nette Besatzer – und einträgliche dazu. Ganze Regionen der alten Bundesrepublik lebten vom Wirtschaftsfaktor US-Armee. 300 000 GIs waren mal stationiert. Jetzt sind es noch gut 70 000. Auch auf die werden Ministerpräsidenten und Bürgermeister kaum verzichten wollen. Allein für Ramstein, Hauptquartier der Luftstreitkräfte Europa, und die Kampfflieger-Basis Spangdahlem in der Eifel belief sich der ökonomische Nutzen 2001 auf 1,4 Milliarden Euro Aufträge an zivile Unternehmen – oder 27 000 Arbeitsplätze. In einer strukturschwachen Region. Deutschlandweit hängen an den US-Soldaten 15 000 deutsche Zivilangestellte, dazu Krankenhäuser, Vergnügungsparks, Gastronomie … Wenn Bürger in Landstuhl, Grafenwöhr oder Kaiserslautern demonstrieren, dann nicht unbedingt gegen, sondern für die US Army. Auch die SPD.

Es wird nicht viel helfen. Nach dem neuen Standortkonzept, das General Jones, zugleich US- und Nato-Oberbefehlshaber Europa, jetzt vorstellte, zieht Amerika Truppen aus Deutschland ab, in einem Jahr werden die ersten Standorte geschlossen. Die neuen Nato-Partner in Osteuropa frohlocken. In Polen und Bulgarien führt man die Entscheidung auf Schröders Krach mit Bush zurück – die USA verlegten ihre Kräfte in Staaten, die Amerikas Politik unterstützen.

Das ist doppelt falsch. Die Pläne sind älter als der Irak-Streit. Und Folge der geopolitischen Veränderungen. Die Bundesrepublik ist nicht mehr Frontstaat. Wenn Amerika Soldaten vom „alten“ ins „neue“ Europa verlegt, dann eher aus ökonomischen als politischen Gründen: Grundstücke, Bauarbeiten, Lebenshaltung sind im Osten billiger als im reichen Deutschland. Die Verlegung hat aber auch Grenzen. Aufwändige Infrastrukturen wie das Luftkreuz Frankfurt, über das der Balkan-Nachschub kam, oder Ramstein, wohin Verwundete und Gefallene ausgeflogen wurden, gibt man nicht einfach auf. Und kann man auch nicht in der polnischen (oder bulgarischen) Pampa neu aus dem Boden stampfen. Die USA verringern ihre Präsenz in Europa. Und schichten um: von permanenten Standorten zu zeitweisen Camps – dort, wo man sie braucht; und auch nur so lange.

Hat Irak also gar nichts damit zu tun? Doch. Gäbe es die Verstimmung nicht, hätte SPD-Ministerpräsident Beck längst Alarm geschlagen. Und den Kanzler gebeten, mit Bush zu reden, wie man die Folgen begrenzt. So muss die SPD den Schaden mit zusammengebissenen Zähnen ertragen.

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