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Meinung: Bomben statt Demokratie Von Ralph Schulze

Die baskische Terrororganisation Eta schockte Spa- nien ausgerechnet zum Jahresende mit einem schweren Terroranschlag. Das Attentat traf die Nation gleich doppelt ins Herz: Eta sprengte mit einer mächtige Autobombe in der Hauptstadt Madrid das nagelneue Parkhaus des gerade erst eingeweihten futuristischen Flughafenterminals 4, ein architektonischer Prestigebau.

Die baskische Terrororganisation Eta schockte Spa- nien ausgerechnet zum Jahresende mit einem schweren Terroranschlag. Das Attentat traf die Nation gleich doppelt ins Herz: Eta sprengte mit einer mächtige Autobombe in der Hauptstadt Madrid das nagelneue Parkhaus des gerade erst eingeweihten futuristischen Flughafenterminals 4, ein architektonischer Prestigebau. Und die Terroristen beerdigten mit diesem gewaltigen Donnerschlag auch gleich den angelaufenen Friedensprozess, von dem das spanische Volk über Weihnachten noch träumen durfte. Ein schwerer Rückschlag für den sozialdemokratischen Regierungschef Jose Luis Zapatero, der noch Stunden vor der Rückkehr des Bombenterrors die Bevölkerung mit viel Optimismus auf ein friedliches neues Jahr eingestimmt hatte.

Mit dem Anschlag, bei dem die Eta annähernd 500 Kilo Sprengstoff zündete, übermittelten die baskischen Terroristen eine klare und mörderische Botschaft: Sie halten nichts von Demokratie und Friedensdialog. Und sie wollen ihren blutigen Krieg gegen Spanien wieder aufnehmen. Wohl auch, weil sie in der neunmonatigen Waffenruhe ihrem politischen Ziel, der Abspaltung des Baskenlandes, keinen Schritt näher gekommen sind. Doch dieser separatistischen Maximalforderung kann Spanien ohnehin schwerlich nachkommen. Und erst recht nicht auf dem Weg der terroristischen Erpressung. Das Land, das Millionen ausländischen Touristen als friedliebend und freundlich gut bekannt ist, wird sich also auf ein schwieriges Jahr 2007 einstellen müssen.

Dabei wird die Spanier kaum trösten, dass auch der Friedensprozess in Nordirland mehr als zehn Jahre dauerte. Und dass das Ende der IRA-Gewalt ebenfalls durch mehrere Terroranschläge gebremst und hinausgezögert worden war. Doch daraus lässt sich immerhin die Lehre ziehen, dass der, der den Frieden will, einen ziemlich langen Atem braucht. Aber auch, dass die Demokratie mit rechtsstaatlichen Mitteln irgendwann über Gewalt und Unrecht zu siegen vermag. Von daher muss man dem dialogfreudigen spanischen Ministerpräsidenten Zapatero viel Glück und Willensstärke wünschen auf seinem Weg, die Terrororganisation Eta von der Sinnlosigkeit ihrer menschenverachtenden Bombenstrategie zu überzeugen. Und dass erst recht, wo er eine unsolidarische konservative Opposition im Nacken sitzen hat, die auch in diesen schweren Stunden keine Skrupel hat, mit der wieder aufkeimenden Terrorangst im Land auf Stimmenfang zu gehen.

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