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Meinung: Boykottierte Hilfe

Wenn die Metaller streiken, dann wollen offenbar die Kassenärzte nicht nachstehen. Ein Boykott sollte es schon sein.

Wenn die Metaller streiken, dann wollen offenbar die Kassenärzte nicht nachstehen. Ein Boykott sollte es schon sein. Damit droht Manfred Richter-Reichhelm, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Sein Zorn richtet sich gegen die geplanten Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, neudeutsch „disease management“ genannt. Man werde sich weigern, Einzelheiten zum Verhalten der Patienten an die Krankenkassen weiterzugeben: Hat er seine Medikamente regelmäßig genommen? Ist er auch folgsam? Die Ärzte sehen dies als Verstoß gegen den Datenschutz für Patienten. Die Furcht vor dem Kassenstaat und dem „gläsernen Patienten“ ist sicher ernst zu nehmen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ist für den Erfolg jeder Behandlung entscheidend, die ärztliche Schweigepflicht Fundament einer guten Beziehung zwischen Arzt und Patient. Aber das ist nur die eine Seite. Man sollte bei all den Bedenken nicht vergessen, dass die Behandlung chronisch Kranker bei uns nicht zum Besten steht, dass viele Patienten nicht die richtige Therapie bekommen, und dass Geld verschwendet wird. Wer das alles verbessern will, kann nicht alles beim Alten lassen. Und wer als Arzt in Zukunft seine Patienten mit Hilfe eines Behandlungsprogramms versorgt, gibt notgedrungen einen Teil seiner Therapiefreiheit auf. Er kuriert nun nach Richtlinien, die auf wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen beruhen und die seinen Patienten zugute kommen können. Ein Boykott dieser Maßnahmen wäre ein zweifelhafter Dienst am Patienten.wez

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