zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Bradley Manning: "Held oder Verräter?"

Der frühere US-Soldat Bradley Manning sitzt in Haft. Für die einen, etwa Noam Chomsky und Michael Moore, gilt er als Held. Für die anderen als Verräter. Manning soll die Enthüllungsplattform Wikileaks beliefert haben.

"Wenn er es war, genießt er meine volle Bewunderung“, sagt Daniel Ellsberg über Bradley Manning. Manning, einst als US-Soldat im Irakeinsatz, soll hinter der Veröffentlichung der geheimen Militärunterlagen durch die Internetplattform Wikileaks stecken. Präzise: Er soll dem Enthüllungsportal die 400.000 Seiten über Details der US-Kriegsführung im Irak zugespielt haben, die in den vergangenen Tagen Schlagzeilen machten. Manning selbst kann sich dazu derzeit nicht äußern. Er sitzt seit gut 150 Tagen in Untersuchungshaft, weil er Wikileaks bereits das im April veröffentlichte Bagdad-Video übergeben haben soll. In der Videosequenz ist ein Luftangriff eines US-Hubschraubers auf vermeintliche Aufständische zu sehen – zwei Pressefotografen kamen dabei ums Leben.

Auch als im Sommer mehr als 70.000 Seiten geheimer Unterlagen aus dem Afghanistaneinsatz über den Umweg Wikileaks in der Öffentlichkeit landeten, fiel der Name Manning – obwohl er auch damals bereits hinter Gittern saß. Sollte Manning nun also ebenso mit der aktuellen Enthüllungsaktion in Verbindung stehen, müsste er die Papiere vor längerer Zeit an Wikileaks gegeben haben.

Seine Fürsprecher trauen ihm das durchaus zu. Für Daniel Ellsberg, der 1971 mit der Veröffentlichung der sogenannten Pentagon-Papers für einen Stimmungsumschwung gegen den Vietnamkrieg sorgte, ist der Geheimnisverräter ein Held: „Alles, was dazu führt, dass Konflikte wie im Irak schneller beendet werden, ist es wert, sein Leben aufs Spiel zu setzen“, sagte er kürzlich dem US-Mediennetzwerk „Democracy Now!“.

Die Veröffentlichung von Dokumenten, die als „geheim“ gestempelt sind, ist in den USA eine Straftat. Wenig verwunderlich, dass die demokratische Außenministerin Hillary Clinton die jüngsten Enthüllungen von Wikileaks und damit vermeintliche Geheimnisverräter wie Bradley Manning scharf verurteilt. Damit verprellt die Regierung Obama allerdings auch ihre potenzielle Klientel aus dem linken Spektrum. „Exposing war crime is not a crime“, die Veröffentlichung von Kriegsverbrechen ist kein Verbrechen: Das ist der Leitsatz der Manning-Anhänger auf deren Internetseite www.bradleymanning.org. Neben Vietnam-Whistleblower Ellsberg und Irakveteranen setzen sich dort linke Intellektuelle wie der Linguistikprofessor und Aktivist Noam Chomsky und Filmemacher Michael Moore für seine Freilassung ein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false