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Meinung: Bürgermeisterwahlen in Frankreich: Paris, Élysée

Im nächsten Jahr wählen die Franzosen einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Der Inhaber des höchsten französischen Staatsamtes hat seinen Schreibtisch im Élysée-Palast, der Premierminister regiert vom Hotel Matignon aus.

Im nächsten Jahr wählen die Franzosen einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Der Inhaber des höchsten französischen Staatsamtes hat seinen Schreibtisch im Élysée-Palast, der Premierminister regiert vom Hotel Matignon aus. Der Schreibtisch des drittmächtigsten französischen Politikers steht ebenfalls in Paris: im Hotel de Ville. Wer in Frankreich Bürgermeister einer größeren Stadt wird, verfügt - anders als in Deutschland - über eine prestigeträchtige Machtbasis. Daran liegt es, dass die Franzosen wie gebannt nach Paris schauen: Die Bürgermeisterwahlen dort werden nicht nur als Abrechnung mit dem korrupten System des Amtsinhabers Jean Tiberi gewertet. Sie liefern auch einen entscheidenden Stimmungstest im Rennen zwischen Jacques Chirac und Lionel Jospin, den Konkurrenten im Élysée und im Hotel Matignon. Beide streben im nächsten Jahr die Präsidentschaft an und hoffen auf ein Ende der Kohabitation - jener seltsamen Machtteilung zwischen zwei Parteien, die die Fünfte Republik schon mehrmals erlebt hat. Was ursprünglich als wählerfreundliche Balance gedacht war, ist seit dem Sieg der Sozialisten bei den Parlamentswahlen von 1997 immer mehr zu einer Dauer-Stichelei zwischen den ewigen Kontrahenten Chirac und Jospin geworden. Vor allem Präsident Chirac hat in den vergangenen drei Jahren einen erheblichen Teil seiner Energie darauf verwendet, politische Projekte der Sozialisten zu durchkreuzen. Ein Wahlsieg der Sozialisten in Paris: Das wäre möglicherweise der Anfang vom Abgesang Chiracs. Der musste übrigens 18 Jahre lang vom Amtszimmer im Hotel de Ville aus Anlauf nehmen, bis er die Macht im Élysée erobern konnte.

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