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Im Fußball kaum sichtbar. Das Doping-Kontrollsystem hinkt dem in anderen Sportarten hinterher.

© dpa

Bundesliga im Verdacht: Warum Doping im Fußball immer wahrscheinlicher wird

Doping im Fußball ist lange her und bringt sowieso nichts? Von wegen! Die Logik des Systems besagt das Gegenteil, kommentiert unser Autor.

Gib mir die Pille! Den Aufruf zur Ballabgabe kann man im Fußball auch anders verstehen. Nicht erst, seitdem jetzt etwas über Doping in den 70ern und 80ern beim VfB Stuttgart und dem SC Freiburg ans Licht gekommen ist. Doch der Fußball will davon nichts wissen. Alles lange her. Alles nicht bewiesen. Alles sinnlos. Dabei ist Doping im Fußball seitdem noch viel wahrscheinlicher geworden. Das Spiel ist schließlich ein anderes geworden, es ist athletischer und schneller als noch vor dreißig Jahren. Vor allem ist es zermürbender, weil nach dem Spiel heute wirklich direkt wieder vor dem Spiel ist – nach der Bundesliga vor der Champions League etwa oder dem DFB-Pokal – und den belasteten Athletenkörpern nur wenig Zeit zum Erholen bleibt.

Es stimmt, dass es für die geniale Flanke keine Tablette gibt. Das ist aber auch alles, was gegen Doping im Fußball spricht. Die naive Vorstellung vom Doping lautet, dass es einfach nur die Muskeln wachsen lässt. Spritze rein, Bizeps groß. Doch verbotene Substanzen können viel mehr. Sie helfen zum Beispiel bei der Regeneration und werden daher im heutigen Fußball-Alltag zum Lockstoff. Jedes verpasste Spiel kann einen verletzten Spieler viel Geld kosten, denn Prämien fallen aus, er droht vielleicht den Anschluss zu verlieren, die Mitspieler drängen an ihm vorbei, wollen ihm den Stammplatz streitig machen. Die Versuchung zum Doping ist da nachvollziehbar, egal, wie viele ihr auf welchem Niveau am Ende auch erliegen.

Doping kann auch im Fußball den Unterschied ausmachen

Warum sollte gerade in der Sportart, in der es für so viele Millionen zu verdienen gibt, alles mit rechten Dingen zugehen? Doping kann den Unterschied ausmachen zwischen talentiert und erfolgreich, weil eben das feinste Gefühl im Fuß nicht viel nützt, wenn einem beim Sprintduell der Gegenspieler wegrennt.

Über das damalige Doping im deutschen Fußball, das gerade im Mittelpunkt steht, wird sich zwar nicht mehr viel ermitteln lassen. Es ist jedoch bedenklich, wie Trainer und Spieler gerade die ganze Debatte weggrätschen. Da hätte man ihnen mehr Verstand zugetraut. Es ist zum Beispiel ein billiger Abwehrtrick, auf fehlende Dopingfälle im Fußball zu verweisen. Denn wer nicht richtig sucht, der findet eben auch nichts.

In so vielen Kategorien ist der Fußball spitze. Aber bei der Dopingbekämpfung machen ihm andere Sportarten schon lange etwas vor. Und während im Radsport und in der Leichtathletik jede Verfehlung im Kontrollsystem genau analysiert wird, kommt der Fußball mit seinen oft halbherzigen Bemühungen gegen den Betrug noch viel zu gut weg. Es gibt eben kaum öffentlichen Druck auf die Vereine und Verbände, ähnlich genau hinzuschauen wie in anderen Disziplinen. Aber warum soll Fußballspielern nicht genau das Gleiche an Kontrollen zugemutet werden dürfen wie anderen Athleten auch? Der Fußball hat sich durchgemogelt, und all die Folklore, all die Inszenierung der Unterhaltungsindustrie hilft ihm dabei. So ist ein Zerrbild entstanden. Mit Torlinientechnik will der Fußball herausfinden, ob der Ball drin war. Was aber in seinen Spielerkörpern steckt, ist ihm ziemlich egal.

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