zum Hauptinhalt

Meinung: Bundestagsbauten: In den Sand gesetzt

Unsicherer Untergrund und Wassereinbruch, Umplanungen und technische Schwierigkeiten - die Liste der Pannen beim Bau der drei Bürohäuser des Bundestages für die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter liest sich inzwischen wie ein Kompendium für Architekturstudenten zum Thema Bauhavarien. "Nennt ein Problem: Wir hatten es", könnten die Mitarbeiter der Bundesbaugesellschaft sagen.

Unsicherer Untergrund und Wassereinbruch, Umplanungen und technische Schwierigkeiten - die Liste der Pannen beim Bau der drei Bürohäuser des Bundestages für die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter liest sich inzwischen wie ein Kompendium für Architekturstudenten zum Thema Bauhavarien. "Nennt ein Problem: Wir hatten es", könnten die Mitarbeiter der Bundesbaugesellschaft sagen. Sie tun es nicht, weil es zu peinlich wäre. Um mindestens 320 Millionen Mark teurer wird die Fertigstellung der nach Marie-Elisabeth Lüder, Jakob Kaiser und Paul Löbe benannten Verwaltungsbauten am Ufer der Spree. Das ist die optimistische Variante. Es können auch eine halbe Milliarde Mark werden, ohne die 400 Millionen Mark an Nachforderungen, die die Bauunternehmen dem Bundestag noch auf dem Rechtsweg abtrotzen wollen.

Nun weiß jeder Privatmann, der einmal gebaut hat, dass es auf Baustellen kaum jemals ohne Ärger, Streitigkeiten und höhere Kosten abgeht. Da braucht es ein straffes Management und wasserdichte Verträge, um zeit- und preisgenaues Bauen zu erzwingen. Eine Binsenweisheit? Daran scheint es jedenfalls der Bundesbaugesellschaft zu mangeln. Die Bauunternehmen scheren sich nicht um Kostenrahmen und Fertigstellungstermine - und die Abgeordneten als Vertreter des Souveräns, des deutschen Volkes, erleiden dies mit ohnmächtiger Wut. Der Einzug in das Jakob-Kaiser-Haus wurde schon mehrfach verschoben. Auf den jetzt angekündigten Umzug zum 22. Oktober würde selbst der verwegenste Börsenzocker oder Terminhändler keinen Euro setzen. Gleiches gilt für das Marie-Elisabeth-Lüder-Haus, das Ende 2002 fertig sein soll.

Deprimierende Aussichten - wie eine Karikatur auf den Hauptstadtbeschluss vor zehn Jahren. Den Regierungssitz Berlin stellt das nicht mehr in Frage, wohl aber zunehmend den reibungslosen Betrieb eines Verfassungsorgans. Während die Bundesministerien - bis auf das architektonisch aufwendige Kanzleramt - weitgehend termingerecht und im Kostenrahmen fertiggestellt wurden, hat der Bundestag sich zur Lachnummer gemacht.

Womöglich werden wir, wenn kein Mensch mehr über den Hauptstadtbeschluss redet, noch über die Mehrkosten bei den Bundesbauten reden. Das einzig Gute: Es war nicht der Berliner Senat, der die Millionen im sumpfigen Untergrund versenkt hat.

Zur Startseite