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Bundeswehr: Rambo hilft nicht

Die Bundeswehr hat lange Jahre die Sicherheit, den Frieden und die Freiheit gesichert. Das hat Respekt verdient – und das verlangt, ihre Kultur zu erhalten.

Das, was gegenwärtig geschieht, hat die Bundeswehr nicht verdient. So lange Jahre, Jahrzehnte, hat sie die Sicherheit, den Frieden, die Freiheit gesichert, übrigens auch – mittelbar – des anderen Teils unseres inzwischen glücklich wiedervereinigten Landes. Alles zusammen eine staunenswerte Leistung, für die den Verantwortlichen Respekt gebührt. Respekt, den ihnen die heute Handelnden in eklatanter Weise versagen.

Die demokratische Armee, wie man sie mit Fug und Recht nennen kann, die Armee der Demokratie, die sie zweifelsfrei ist, wird offenkundig als politisch nachrangig betrachtet. Planungssicherheit? Fehlanzeige. Schon wieder, immer wieder. Weder werden klare Entscheidungen getroffen, wohin es gehen soll, und die werden dann auch erst mal abgearbeitet (nicht alles lässt sich in ein paar Minuten oder in einer smarten Rede abhandeln); noch wird der Beliebigkeit Einhalt geboten, mit der das erfolgreichste Modell für Streitkräfte weltweit – jawohl, weltweit – mal so eben zur Disposition gestellt wird.

Die Wehrpflicht, gedacht zur Verteidigung des Landes und nach dem Ende der Blockkonfrontation mehr denn je zur Stärkung der Demokratie in Ländern, die den Deutschen und der Nato wichtig sind, muss sorgsam gehütet werden. Sie ist nicht veraltet und darf nicht monetären Engpässen geopfert werden. Hier gerät das Verteidigungsministerium in die falsche Argumentation, in eine, die das ganze Gedankengerüst für die Aufstellung der Bundeswehr gefährdet. Denn sie ist verbunden mit dem Konzept der Inneren Führung und dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform, bisher ein Exportschlager und in seiner Ausformung etwas, um das die Deutschen beneidet werden. Wer sich also hier nicht sehr vorsieht, der verzichtet nicht nur auf gesellschaftliche Verankerung; der verzichtet auf etwas, was die deutsche Armee zu dem gemacht hat, was sie ist: zu einem Vorbild. Das ist sie heute vor allem im Hinblick auf ihre innere Verfasstheit. Die Auftragstaktik ist eine, wagen wir das Wort, militärische Kultur, die der entsprechenden Träger bedarf.

Mal ganz platt ausgedrückt: Rambo ist nicht. Und die Vorstellung vom Doktor Rambo passt auch nicht; denn die vielen Jahre der Zurückhaltung dieser Bundeswehr mit einer Strukturänderung einfach wegkommandieren zu wollen, wäre ein schwerer, ein strategischer Fehler. Bundeswehr, weggetreten? Es kann doch nicht darum gehen, jetzt mit 150 000 oder 200 000 Soldaten eine Kriegsarmee aufzubauen, deren größter Wert in ihrer Versiertheit im Umgang mit Waffen und Gerät besteht.

Auf seine Weise hat, so überraschend das für manchen klingen mag, Entwicklungsminister Dirk Niebel vor allen erkannt, was der Soldat der Zukunft nicht zuletzt ist: ein wehrhafter Entwicklungshelfer. Einer, der Inseln der Sicherheit für friedliche Entwicklung schafft. Darum ist zivil-militärische Zusammenarbeit das Feld der Bewährung für Soldaten. Das erfordert vor allem: Ausbildung in klugen Strukturen. Da lernt man dann auch, wie wichtig Respekt ist.

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