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Greenpeace-Aktivisten drücken ihre Hoffnung aus.

© Reuters

Cancun: Klimagipfel bringt die Rettung – für die UN

Das Klima ist zwar nicht gerettet, dafür aber sind es die Vereinten Nationen. Dazu musste die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa allerdings die Regeln der UN brechen. Ein Kommentar.

Für Patricia Espinosa bedeutet Einigkeit nicht mehr Einstimmigkeit. Dafür pries der indische Umweltminister Ramesh, ein Freund klarer Worte und sehr hartleibiger Verhandlungspartner, Espinosa als Göttin. Und vielleicht macht ihre Rechtsauffassung bald auch in anderen UN-Prozessen Schule, nicht nur bei Klimagipfeln.

Nach dem Schock von Kopenhagen vor einem Jahr, als in Anwesenheit der größtmöglichen Zahl von Staats- und Regierungschefs nahezu nichts beschlossen wurde, ist in Cancun das maximal Mögliche herausgeholt worden. Auf der Basis der Cancun-Beschlüsse ist ein neues Weltklimaabkommen im kommenden Jahr in Durban, Südafrika, möglich. Doch was ein großer Erfolg der multilateralen Klimadiplomatie ist, nämlich dass Japan mit seiner Obstruktionspolitik gegen das Kyoto-Protokoll gescheitert ist, dass die USA und China mit ihrem Kampf um Marktanteile und gegen internationale Verpflichtungen nicht durchkamen, ist gemessen an den Notwendigkeiten eben immer noch ein sehr kleiner Schritt.

Vor einem Jahr hat der Weltklimagipfel in Kopenhagen lediglich zur Kenntnis genommen, dass die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung gehalten werden muss, wenn nicht der Zusammenbruch ganzer Zivilisationen in Kauf genommen werden soll. In diesem Jahr ist das Zwei-Grad-Ziel Bestandteil der offiziellen Konferenzdokumente geworden. Das ist das Maß, an dem Erfolge im Klimaschutz gemessen werden müssen. Die Pläne zur Minderung von Treibhausgasemissionen, die bisher auf dem Tisch liegen, werden allerdings zu einer Welt führen, die am Ende dieses Jahrhunderts 3,5 bis vier Grad wärmer sein dürfte. Und wie diese Lücke zwischen Ambition und Notwendigkeit zu schließen ist, wird darüber entscheiden, ob die Welt in der Lage ist, ein globales Problem wie den Klimawandel auch global zu lösen.

Dass die Kyoto-Staaten sich nun doch darauf einlassen, den einzigen real existierenden Klimavertrag zumindest so lange weiterzuführen, bis ein neues umfassendes Abkommen erreicht ist, ist ein Akt der Vernunft. Denn sämtliche Kohlenstoffmärkte, der verpflichtende Emissionshandel der europäischen Industrie ebenso wie die freiwilligen Märkte, die sich weltweit entwickelt haben, würden zusammenbrechen, wenn es nach 2012 nicht irgendwie weiterginge. Ein großer Erfolg ist die Gründung eines neuen Grünen Klimafonds. Denn obwohl bereits eine schwer überschaubare Vielzahl von Klimafonds existiert, gibt es bisher keine Finanzinstitution, der beide Lager – Geber in den Industriestaaten und Nehmer in den Entwicklungsländern – trauen. Das soll nun der neue Fonds leisten, der mit jeweils zwölf Vertretern beider Lager besetzt werden soll. Von 2020 an sollen diesem Fonds jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen, um Staaten bei der Bewältigung der nicht mehr abwendbaren Klimafolgen zu helfen und den Umbau der Weltenergiesysteme auf klimafreundliche Technologien zu ermöglichen. Ob der Fonds tatsächlich gefüllt wird, muss die Praxis zeigen. Tatsächlich wäre es der erste. Am Klimafonds wird sich entscheiden, ob der Welt das Geld wichtiger sein wird als das Überleben des Planeten, wie wir ihn kennen.

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