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Meinung: Castor-Transporte: Konsens-Spaltung

Grüner Anti-Atom-Aktivist in Gorleben zu sein ist heutzutage nicht besonders heiter. Solange der Atomkonsens abstrakt blieb, hat sich die Basis mit dem Gedanken trösten können, dass die deutschen Atomkraftwerke demnächst ja Stück für Stück abgeschaltet werden.

Von Robert Birnbaum

Grüner Anti-Atom-Aktivist in Gorleben zu sein ist heutzutage nicht besonders heiter. Solange der Atomkonsens abstrakt blieb, hat sich die Basis mit dem Gedanken trösten können, dass die deutschen Atomkraftwerke demnächst ja Stück für Stück abgeschaltet werden. Das war aber nur der angenehme Teil der Botschaft. Die Einigung zwischen rot-grüner Regierung und Energiewirtschaft enthält einen zweiten, unangenehmen Teil. Und der lautet nun einmal: Bis das letzte Akw abgeschaltet ist, wird die Atomstromwirtschaft ungehindert weiterbetrieben. Mit Castor-Transporten und allem drum und dran. Ein Teil der Anti-Akw-Bewegung hat das nie akzeptiert. Das mag nicht klug sein, es ist gleichwohl ihr Recht. Dass sich der Grundsatzstreit jetzt aber am Rücktransport deutscher Abfälle von der Wiederaufarbeitung in Frankreich nach Gorleben neu entzündet, ist ärgerlich bis dumm, weil diese völkerrechtliche Verpflichtung nie zur Debatte stand. Wer diese Transporte blockieren will, huldigt dem Sankt Florian: Sollen doch die Franzosen sehen, wohin mit unserem Strahlenmüll! Die Regierungsgrünen haben insofern sogar die Moral auf ihrer Seite, wenn sie bitten, von Blockaden abzusehen.

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