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Cem Özdemir: Es ist angerichtet

Cem Özdemir ist „tief verletzt“, weil ihn die baden-württembergischen Freunde gleich zweimal von einem sicheren Listenplatz für den Bundestag wegwählten. Und wer einen schlagenden Grund sucht, Özdemir nicht als Parteichef zu wünschen, hat ihn jetzt: Er scheint die Grünen schlecht zu kennen.

Wer immer das schöne Wort prägte, dass eben nicht kochen dürfe, wem’s in der Küche zu heiß sei, kannte die deutsche Politik am Beginn des 21. Jahrhunderts noch nicht. Mangels hitzebeständiger Kandidaten dürfte diese Küche bald völlig kalt bleiben: Müntefering, der vor Jahren die Brocken schmiss, weil Genossin Nahles gegen seinen Favoriten kampfkandidierte, Kurt Beck, der übers böse Berlin klagend den Löffel des Chefkochs zurückgibt – siehe Würdigung im Tagesspiegel vom 29. September – und jetzt rasselt ein Grüner durch die Materialprüfung. Cem Özdemir ist „tief verletzt“, weil ihn die baden-württembergischen Freunde gleich zweimal von einem sicheren Listenplatz für den Bundestag wegwählten. Der Schwerversehrte schwänzt den Rest des Parteitags und scheint nun auch weniger Lust auf den Parteivorsitz zu haben. „Tief verletzt“ sollte ein Politiker überhaupt nur persönlich und nie politisch sein. Und wer einen schlagenden Grund sucht, Özdemir nicht als Parteichef zu wünschen, hat ihn jetzt: Er scheint die Grünen schlecht zu kennen. Die Promi-Allergie der Basis, der Wunsch nach einem Kandidaten vom Lande im ländlichen Südwesten, Links-rechts-Logik, das alte Thema Amt und Mandat – all das kann Özdemir geschadet haben. Aber das ist Politik. Wem die zu heiß ist: siehe oben. ade

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