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China: Mal sehen, wann wir Ai Weiwei vergessen

Drei Wochen ist der chinesische Künstler nun schon spurlos verschwunden. China hat Zeit, während sich die Demonstranten müde protestieren.

Seit bald drei Wochen ist Chinas bekanntester Künstler spurlos verschwunden. Verhaftet, verschleppt. Mit jedem Tag, der ohne Nachricht über seinen Verbleib vergeht, wächst der Skandal. Die chinesischen Behörden stempeln ihn zu einem gewöhnlichen Wirtschaftskriminellen, mehr ist nicht bekannt. Deswegen darf man nicht müde werden, das Unrecht zu benennen. Ai Weiweis Peiniger spielen auf Zeit, sie rechnen damit, dass der Fall in den Hintergrund tritt. An der Demonstration vor der chinesischen Botschaft in Berlin haben sich nur wenige Menschen beteiligt. Die Welt hat viele Schauplätze des Schreckens, deutsche Autofirmen verzeichnen Rekorde in China. Allmählich verstummt die Diskussion über Sinn und Unsinn der deutschen Museumspräsentation zur „Kunst der Aufklärung“ in Peking. Nun setzt die Universität der Künste Berlin ein Zeichen: Sie lädt Ai Weiwei zu einer Gastprofessur ein. Auch die Akademie der Künste besinnt sich, will über „Aufklärung“ in China diskutieren. Das ist das Mindeste, was man tun kann. Nächste Woche eröffnet eine Berliner Galerieausstellung mit Werken des Künstlers, von dem jedes Lebenszeichen fehlt. China testet den Westen: Mal sehen, wann wir Ai Weiwei vergessen haben…

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