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Cholera in Haiti: Helfer müssen ihren Ruf retten

Wie kam das Cholera-Bakterium nach Haiti? Der Verdacht, dass nepalesische Blauhelm-Soldaten die Krankheit eingeschleppt haben, ist tragisch für die Glaubwürdigkeit der UN.

Die Vereinten Nationen haben die Tragweite der Erdbebenkatastrophe auf Haiti erfasst. 12 000 Blauhelmsoldaten und tausende weitere Helfer sind auf der Insel und geben – zusammen mit unzähligen Hilfsorganisationen – ihr Bestes, den Menschen zu helfen. Doch die Tragweite des Verdachts, UN-Soldaten aus Nepal hätten die Cholera nach Haiti eingeschleppt, haben sie nicht erkannt. Der Unmut eines Teils der Bevölkerung behindert bereits massiv den Einsatz. Und das ist tragisch. Der ernst zu nehmende Verdacht könnte die Akzeptanz für Einsätze von Blauhelmen und Hilfsorganisationen weltweit gefährden. Denn natürlich wollen die Menschen sicher sein, dass Helfer nicht neue, tödliche Krankheiten einschleppen und damit ihre Hilfe zur Gefahr wird. Hätten die UN das verstanden, würden sie es nicht bei der knappen Antwort belassen, dass an dem Verdacht nichts dran ist.

Ob es die Nepalesen waren, die das Bakterium asiatischer Herkunft eingeschleppt haben, einer bis dahin in Haiti noch nie aufgetretenen Krankheit, weiß niemand. Aber vieles spricht dafür. In der Nähe ihres Lagers trat kurz nach der Ankunft eines neuen Kontingents die Krankheit erstmals auf, das Bakterium ist in Nepal weit verbreitet, UN-Soldaten werden vor ihrer Entsendung aber nicht darauf untersucht. Vielleicht ist es auch auf anderem Wege ins Land gekommen. Und es kann sein, dass politische Kräfte auf der Insel, denen die ausländische Helferinvasion ein Dorn im Auge ist, den Unmut nun schüren. Gleichviel, die UN müssen alles tun, um das Bakterium zurückzuverfolgen. Das ist technisch nach Ansicht vieler Experten möglich. Nur so lässt sich der Verdacht erhärten oder ausräumen. Gleichzeitig sollte ernsthaft erwogen werden, Helfer und Blauhelme künftig genauer medizinisch zu untersuchen, damit ähnliche Desaster verhindert werden. Transparente Suche nach dem „Schuldigen“ und neue Vorsichtsmaßnahmen – das könnte die Glaubwürdigkeit der UN in Haiti wiederherstellen. Untätigkeit hätte tragische Auswirkungen weit über Haiti hinaus.

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