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Christian Hanke: "Das hat doch immer gut funktioniert"

Ob Obama-Rede oder Bundeswehr-Gelöbnis: Der Bürgermeister von Mitte hat immer ein Wörtchen mitzureden. Doch er gilt als politischer Raufbold.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Bund ist nur zu Gast, und selbst der Berliner Senat muss fragen, wenn er etwas will – im Bezirk Mitte. Dort schlägt das Herz der Hauptstadt, dort stehen der Bundestag, das Kanzleramt und das Brandenburger Tor. Zu dieser Stadtregion, etwas größer als Bonn, gehören aber auch schwierige Kieze wie Moabit und Wedding. Eine Hochburg der SPD, und auch der Herrscher über Berlins Mitte ist Sozialdemokrat: Christian Hanke, 45 Jahre, katholisch, geboren im Norden Berlins, im gutbürgerlichen Hermsdorf.

Seit 2006 ist er Bezirksbürgermeister in Mitte und kümmert sich um neue Parkraumzonen, die Eröffnung von Kinderfesten, die Sanierung eines Fußballstadions oder die Kontrolle des Rauchverbots in Kneipen. Die kommunalen Dinge, die Hanke aufgetragen werden, erledigt der Vizelandeschef der SPD, der den kleinen rechten Parteiflügel anführt, immer energisch und oft mit guter Laune.

Als Mitglied in zwei Dutzend Vereinen und Verbänden, von Greenpeace bis zum Weddinger Heimatverein, hat er sich ein engmaschiges Netzwerk gestrickt. Der frühere Gesamtschullehrer vertritt trickreich die eigenen Interessen, in der eigenen Partei gilt er als politischer Raufbold. Die Butter lässt sich Hanke nicht vom Brot nehmen – also auch nicht die Zuständigkeit für die Sondernutzung des öffentlichen Straßenlands.

So kam es, dass das Bundesverteidigungsministerium, das auf dem Rasen vor dem Reichstagsgebäude ein Gelöbnis abhalten will, sich beim Bezirksamt erst einmal eine Abfuhr holte. Und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit kann Barack Obama nicht ohne den Segen des Bezirksbürgermeisters zu einem Auftritt vor dem Brandenburger Tor verhelfen. Als der Senat 2007 versuchte, die Nutzungsentscheidung über zentrale Orte Berlins an sich zu ziehen, empörte sich Hanke sofort. Offenbar halte der Senat „die Bezirke für zu blöd, richtige Entscheidungen zu treffen“. Das Genehmigungsverfahren sei originäre Aufgabe der Bezirke. „Das hat immer gut funktioniert.“ Nun ja.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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