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Meinung: Da fehlt es nicht an Reife

Man kann nie genug wissen. Das ist die unausgesprochene Devise vieler Menschen, die sich von ziemlich weit unten nach ziemlich weit oben durchgekämpft haben.

Man kann nie genug wissen. Das ist die unausgesprochene Devise vieler Menschen, die sich von ziemlich weit unten nach ziemlich weit oben durchgekämpft haben. Erwin Teufel, der scheidende badenwürttembergische Ministerpräsident, ältestes von acht Kindern eines schwäbischen Bauern, ist so einer. Deshalb will er, nach seinem Rücktritt vom Amt am 19. April, Philosophie in München studieren. Geht nicht, war zu lesen: Teufel habe verschwiegen, dass ihm das Abitur fehlt. Ohne das kommt er an keiner bayerischen Universität an. Nun weiß jeder, der sich mit der deutschen Politik ein wenig auskennt, dass Teufel im Gegensatz zu vielen anderen prominenten Zeitgenossen sämtliche Bücher, über die er spricht, auch gelesen hat. Und dass er nach der Mittleren Reife die Schule verließ, hat er nie unterschlagen. Das hat er übrigens gemein mit seinem zwei Jahre älteren Amtsvorgänger Lothar Späth, dem Sohn eines Sigmaringer Lagerverwalters. Das fehlende Abitur hat beide nicht daran gehindert, überaus tüchtige Ministerpräsidenten eines besonders erfolgreichen Bundeslandes zu werden. Ob die Bayern den verdienten Teufel an welcher ihrer Hochschulen auch immer Philosophie studieren lassen, wird man sehen. Sollte es nicht klappen, stellen wir gerne den Kontakt zu Jürgen Mlynek her, dem Präsidenten der Berliner Humboldt-Universität. Der verwies gestern auf Paragraf 11 des Berliner Hochschulgesetzes. Danach genügen Mittlere Reife, Berufsausbildung und vier Jahre Berufserfahrung für die Aufnahme eines Studiums. Die Prüfungen muss man dann freilich schon bestehen. Aber auch das wird Erwin Teufel packen. apz

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