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Meinung: Da ist eine Furt

Rau bereitet den Weg zur Verständigung mit den USA

Fast wäre es untergegangen im langen, ruhigen Fluss der welt- und innenpolitischen Erörterungen. Dabei kommt das, was Bundespräsident Rau meint, einer deutlichen Wegweisung nahe. Als zeige einer die Furt, durch die zwei Regierungen wieder zueinander finden, genauer: die deutsche zur amerikanischen. Und es könnte gelingen.

„Bewegend“ sei es, zu sehen, wie die Irak-Frage Amerika belastet – und wie Amerika jetzt Partner für die Lösung der Probleme im Land sucht, sagt Rau. Und fügt autoritativ hinzu: Da werden „wir uns als Deutsche“ sicher nicht verschließen, unabhängig von der unterschiedlichen Beurteilung des Krieges. Das ist das Angebot Nummer eins. Das zweite Angebot ist sein Besuch in den USA in der ersten Hälfte des nächsten Jahres, gewissermaßen zum Abschluss seiner Amtszeit. Deutlicher geht es wegen des gebotenen Respekts gegenüber denen auf beiden Seiten nicht, die die tagesaktuelle Politik bewältigen müssen – nämlich, dass er bereit ist, auf diesem Weg voranzugehen.

Der Hintergrund ist so aufzuhellen: Amerika leidet. Nicht nur die Regierung, sondern das Volk entdeckt jeden Tag aufs Neue, dass der Versuch, eine bessere Welt mit der Waffe zu schaffen, dann zum Scheitern verurteilt sein kann, wenn das Ende nicht vorher bedacht worden ist. Also das, was mit dem Eingreifen erreicht sein soll. Dabei war es schon, ausgerechnet, der Militär Clausewitz, der in seinem Buch „Vom Kriege“ mahnend schrieb, es gebe nur einen Erfolg, den Enderfolg: „Bis dahin ist nichts entschieden, nichts gewonnen, nichts verloren. Das Ende krönt das Werk.“ So lauten Worte und Erfahrungen eines Strategen aus dem ganz alten Europa. Noch ist Zeit, sie zu nutzen.

Humanitäre Hilfe und der Aufbau der Demokratie im Irak unter Führung der Vereinten Nationen – das muss doch zu bewerkstelligen sein. Denkt sich Rau und bringt die ganze Bedeutung seines Amt ein. Er stellt die richtige Rangfolge wieder her: Wer die USA verstehen will, muss sich mit ihrer Situation befassen; aber bemüht um Unvoreingenommenheit in der Analyse, nicht mit von vornherein ablehnender Tendenz. Das würde sonst nur das Gefühl vor allem in Washington verstärken, bewusst missverstanden zu werden. Was wiederum zu weiterer Verhärtung, ja Selbstisolation einer Nation führen kann, die doch immer stark genug war, mit anderen zu neuen Ufern aufzubrechen.

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