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Meinung: „Da möchte ich mich nicht berühmen“

Doch, er kann auch die leisen Töne. Die Zurückhaltung im Grundsätzlichen hat er vor drei Jahren einem Interviewer der „Leipziger Volkszeitung“ zu Protokoll gegeben.

Doch, er kann auch die leisen Töne. Die Zurückhaltung im Grundsätzlichen hat er vor drei Jahren einem Interviewer der „Leipziger Volkszeitung“ zu Protokoll gegeben. Der hatte behutsam an Klaus Maria Brandauers Lebenstrauma gerührt, den Tod seiner Frau Karin 1992 an Krebs. „Viele Menschen erleben ja schlimme Dinge“, sagte der damals Sechzigjährige. „Da möchte ich mich nicht berühmen, dass ich auch etwas verloren habe.“

Ansonsten, am Ruhm – und am Rummel – hat es bisher nicht gefehlt im Leben des Steiermärker Zöllnersohns, und durchaus auch am Selbstberühmen. Brandauer kann, wenn er unter Kreativstrom steht, und das tut er eigentlich immer, eine Nervensäge sein. Ein Polterer. Ein Diktator. Medienleute wissen dieser Tage, da die Proben zur „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast unter heftigstem Stress ihrem Ende entgegengehen, ein Schmerzenslied zu singen – von Zensurversuchen, Unflätigkeiten, Rauswürfen gar. Schönes Marketing ist das nicht gerade für den zeitweiligen Theater-Prinzipal, aber wirkungsvolles allemal. Sollen sie sich doch das Maul zerreißen, die Journalisten, Hauptsache, sie tun’s laut genug.

Vor einem Vierteljahrhundert hat Brandauer in István Szabós oscargekröntem Film „Mephisto“ geradezu fanatisch mimetisch den Gustaf-Gründgens-Wiedergänger gegeben: Als erfolgssüchtiger Provinzmime inszeniert er den „Faust“ und geht in Sachen Nazi-Karriere schon mal über Leichen. Hat sich, ein bisschen kurzgeschlossen, der „Brandauer Klaus“, wie sie ihn in seinem Heimatort Aussee nennen, da was fürs Leben abgeguckt? Das hieße allerdings, das Faustische in ihm zu verkennen, das widersprüchlich Schillernde auch im Hamlet oder Peer Gynt, um nur ein paar seiner Lieblingsrollen zu nennen. Brandauer hat – mindestens! – zwei Seelen in der Brust. Auf der Theaterbühne ist er, als Schauspieler, immer wieder seinen Regisseuren über den Mund gefahren, nun lässt er sich in Berlin von seinen Brecht’schen Figurinen, nun ja, was sagen.

Er könnte also, temperamentsmäßig und marketingfördernd, auch als Alter Ego des jungen Brecht durchgehen, der Weltfilmfernsehschauspielregisseur und Klausmariadampf in allerlei Gassen. Dabei hat sein eigenes Ego mit 63 schon einiges an Alter aufzuweisen. Na und, ruft’s vom Regiestuhl, solange einem noch nichts weh tut? Sagen wir’s mit einer Brandauer-Lieblingsformel: „Damit hat sich der Lack.“

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