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Meinung: Da wir gerad’ beim Feiern sind Von Gerd Appenzeller

Wenn sich ausgewachsene Männer dunkle Anzüge anziehen, blank polierte, neue Spaten in die Hand nehmen und damit Erde in die Luft schleudern, spielen sie nicht gemeinsam im Sandkasten, sondern Großes geschieht. Man feiert einen Baubeginn und hofft, das Lachen möge so schnell keinem der Beteiligten vergehen.

Wenn sich ausgewachsene Männer dunkle Anzüge anziehen, blank polierte, neue Spaten in die Hand nehmen und damit Erde in die Luft schleudern, spielen sie nicht gemeinsam im Sandkasten, sondern Großes geschieht. Man feiert einen Baubeginn und hofft, das Lachen möge so schnell keinem der Beteiligten vergehen. Für die vier Herren, die gestern den Start für den Flughafen BBI, Berlin-Brandenburg International, freigaben, gilt das besonders. Auf den Schultern der beiden Länderchefs Platzeck und Wowereit und auf denen von Bundesbauminister Tiefensee und Bahnvorstand Mehdorn ruhen die Hoffnungen einer ganzen Region. BBI soll Berlin und Brandenburg jenen wirtschaftlichen Aufschwung bringen, auf den die Menschen seit anderthalb Jahrzehnten warten.

In Frankfurt und München, Stuttgart und Leipzig kann man sehen, dass moderne Flughäfen tatsächlich „Jobmaschinen“ sind. In Berlin, der Hauptstadt sowohl der Phantasten als auch der Schwarzmaler, haben es die Optimisten im Moment nicht leicht, sich durchzusetzen. Der Vorwurf wiegt schwer, die Initiatoren von BBI hätten neue Entwicklungen verschlafen und würden Geld aus dem Fenster werfen. An ihnen selbst ist es, das Gegenteil zu beweisen.

Bis zur Eröffnung des neuen Airports vergehen noch viele Jahre. So viel Zeit bleibt auch, über Tempelhof und Tegel nachzudenken. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts bestätigt die Schließung der Verkehrsflughäfen. Was unterhalb dieser Schwelle möglich ist, muss geprüft werden. Dass Tempelhof jetzt dichtgemacht werden muss, steht nicht in dem Urteil. Auch nicht, was nach 2011 mit den Geschäftsfliegern geschieht, die in BBI eher stören könnten. Noch gar nicht gemeldet hat sich die Bundesregierung. Von wo aus will sie künftig die Diplomatenfliegerei abwickeln? Man munkelt, das könne Tegel sein. Warum denkt man dann nicht darüber nach, auch die Geschäftsflieger dorthin zu verlegen? Ein Blick auf den Stadtplan zeigt, dass Tegel so zentral wie Tempelhof liegt. Solche Gedanken bringen vielleicht die Feierstimmung durcheinander. Aber aussprechen muss man sie.

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