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Meinung: Dachschaden

Eigentlich wäre die Bahn AG dieser Tage ja in Erklärungsnot. Sie sollte darlegen, warum der Bau des Berliner Hauptbahnhofs so enorm viel teurer geworden ist, das prägnante Glasdach aber trotzdem kürzer und die Flachdecke im Untergeschoss unbedingt nötig war.

Eigentlich wäre die Bahn AG dieser Tage ja in Erklärungsnot. Sie sollte darlegen, warum der Bau des Berliner Hauptbahnhofs so enorm viel teurer geworden ist, das prägnante Glasdach aber trotzdem kürzer und die Flachdecke im Untergeschoss unbedingt nötig war. Jetzt hat sie durch einen geschickten Schachzug den Spieß umgedreht und den Architekten Meinhard von Gerkan in die Position gebracht, sich erklären zu müssen. Der schäumt erwartungsgemäß vor Wut über den Schachzug der Bahn, in deren Folge eine Zahl auf den Tisch gekommen ist, die bislang als Staatsgeheimnis erster Güte galt: eine Milliarde Euro. So viel hat der Bau gekostet. Damit müsste man eine ansehnlichen Bahnhof hinbekommen, sollte man meinen. Aber die vongerkansche Konstruktion mit allen dazu gehörenden Einzelteilen (dem zusätzlichen Aufwand durch den Tiergartentunnel zum Beispiel) ist so einzigartig, dass viele Fragen im Vorfeld nicht zu beantworten waren. Eine der wesentlichen: Was kostet das eigentlich? So hat der Bund seinen Beitrag auf 500 Millionen gedeckelt als im Grunde genommen noch gar nicht genau klar war, welche Summe am Ende herauskommen würde. Das Risiko hat sich die Bahn selbst aufgehalst, das lange Glasdach hat sie nicht nur mitgetragen, sondern sogar gewünscht. Aus der Erklärungsnot kommt sie also nicht heraus. Was bleibt, ist ein Dachschaden, umso mehr, als in einigen Jahren der heute frei stehende Bahnhof hinter Neubauten verschwindet. Das umstrittene Glasdach wird man bald kaum noch sehen. oew

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