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Darüber spricht ganz …: … Dänemark

André Anwar über die Frage, ob IKEA mit seinen Produktnamen „schwedischen Imperialismus“ betreibt

Auch Banalitäten können das Blut in Wallung bringen. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Kjöller von der Universität Kopenhagen wirft dem aus dem Nachbarland kommenden Einrichtungskonzern IKEA „schwedischen Imperialismus“ vor. Nicht anders sei zu erklären, dass bei IKEA mit seinen rund 9500 Produkten, die alle mit Personen oder Ortsnamen aus Schweden, Norwegen und Dänemark ausgestattet sind, ausgerechnet dänische Ortsnamen wie Roskilde und Köge für so hässliche Dinge wie Fußabtreter, billige Auslegeware und Flurläufer stehen, während feinere Produktlinien wie Schreibtische und Ledersofas stets schwedische Namen tragen.

Dänemark sei damit im übertragenen Sinne Fußabtreter des wirtschaftlich und bevölkerungsmäßig größeren Nachbarlandes, das schon historisch stets mit Dänemark um den Titel der führenden skandinavischen Nation wetteiferte. Wer etwa auf dem Stockholmer Flughafen ankommt, wird visuell von einem Riesenschild erschlagen, das keinen Zweifel lassen soll: „Willkommen in der Hauptstadt Skandinaviens“.

Kjöller schlage zu Recht Alarm, finden viele seiner Landsleute. Keiner habe bislang die unverschämte Herabsetzung der dänischen Nation durch den schwedischsten aller Konzerne bemerkt. Aber bei einem solch durchorganisierten Riesenunternehmen wie IKEA müsse es Absicht sein, dass dänische Orte für Fußabtreter stehen. Schließlich habe der Konzern eigens Vollzeitmitarbeiter für die Namensgebung seiner Produkte angestellt, die alle neuen Produktnamen auf deren weltweite Verträglichkeit überprüfen.

„Dass wir das absichtlich gemacht haben, ist Unfug“, sagt IKEA-Pressechefin Charlotte Lindgren. Die Mitarbeiterin, die irgendwann einmal dänische Namen Fußbodenbelägen zugeordnet hat, sei längst im Ruhestand. Außerdem: „Die dänischen Kritiker scheinen die Bedeutung von Fußbodenbelägen zu unterschätzen. Das sind grundlegende Einrichtungsbestandteile. Wir machen dänische Ortsnamen weltweit mit unseren Produkten bekannt. Das ist doch positiv.“

Einige Dänen bleiben trotzdem sauer und verlangen, dass ihr in Schweden bekanntestes Exportunternehmen, der Bierbrauer „Carlsberg“, seine alkoholarmen Biersorten nun mit schwedischen Namen ausstattet. Denn nichts hasst der Schwede mehr als „Leichtbier“. Zu oft muss er diese Sorte trinken, weil sie die einzige alkoholische Notlösung außerhalb der in Schweden sehr begrenzten Öffnungszeiten der staatlichen Alkoholverkaufsstellen bildet.

André Anwar

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