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Darüber spricht ganz …: …Mallorca

Ralph Schulze über eine Insel, die unter Zement, Ziegelsteinen und Asphalt verschwindet.

Es geht nicht darum, gegen den Tourismus zu sein“, sagt Rockstar Peter Maffay, der seit Jahren auf Mallorca wohnt. „Sondern darum, den Tourismus, der wichtig ist für die Insel, in die richtigen Kanäle zu lenken.“ Nun hat Maffay, der sich für einen „inselverträglichen Tourismus“ einsetzt, einen mächtigen Verbündeten bekommen: den „Fortschrittspakt“. Hinter diesem Namen verbirgt sich die neue Linksregierung der Baleareninseln, die sich vorgenommen hat, mit Betonwahn und Naturfrevel Schluss zu machen.

Dass der neue starke Mann auf den Balearen, der 48-jährige Sozialdemokrat Francesc Antich, es ernst meint mit seiner Kampfansage an die weitere Inselzerstörung, bewies er bereits früher: Von 1999 bis 2003 war er schon einmal Ministerpräsident und machte internationale Schlagzeilen mit seiner „Umweltsteuer“, die er Urlaubern abknöpfte. Sein konservativer Nachfolger im Regierungsamt schaffte diese höchst umstrittene „ecotasa“ wieder ab. Und der an die Macht zurückgekehrte Antich, inzwischen klüger geworden, will dieses heiße Eisen nun auch nicht mehr anfassen. Dafür verkündete er aber sogleich, dass er statt Autobahnen lieber Straßenbahnen und Zugstrecken bauen wolle. Neue Golfplätze wird es auch nicht mehr geben, auch keine weiteren Jachthäfen. Genauso wie der Bauspekulation und der ausufernden Errichtung neuer Appartement-, Villen- und Hotelprojekte ein Riegel vorgeschoben werden soll.

Bestärkt kann Antich sich durch die jüngste Greenpeace-Studie „Zerstörung an der Küste“ sehen. Darin beklagen die Umweltschützer, dass Mallorca ein Musterbeispiel dafür ist, wie eine zauberhafte Landschaft immer mehr unter „Zement, Ziegelsteinen und Asphalt“ verschwindet. Auf den Balearen, zu denen Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera gehören, seien derzeit rund 170 000 neue Wohnungen und Villen geplant, 21 Golfplätze sowie fünf Sportboothäfen. In 16 Balearenorten werde im Zusammenhang mit Bauprojekten wegen Korruption ermittelt.

Mitte März sah Mallorcas Hauptstadt Palma die wohl größte Demonstration der Inselgeschichte. Rund 50 000 Menschen riefen: „Rettet Mallorca“. Auch auf der Nachbarinsel Ibiza gab es heftige Proteste gegen den Größenwahn, der sich nach Meinung der Demonstranten in zwei neuen Autobahnen ausdrückt. Im vergangenen Jahr machten rund 12,6 Millionen Menschen auf den Balearen Urlaub – davon allein knapp zehn Millionen auf Mallorca. Ein Rekord, der im laufenden Jahr 2007 noch übertroffen werden könnte.

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