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Meinung: Das Ende der Eindeutigkeit

US-PRÄSIDENT BUSH IN LONDON

Als Big Ben sechsmal schlug, war in London fast alles vorbei: Die Müllwagen schlürften die Reste der Demo ein, Bush war als große Puppe unter dem Jubel der Massen vom Sockel gestürzt, der Staatsbesuch vorbei. Was blieb, und was am Tag darauf die Medien dominierte, war ein anderes Thema. „Der Mörder kommt in die Stadt“ hieß es seit Wochen – und plötzlich hießen die Mörder nicht mehr Bush und Blair, die Stadt war nicht mehr London. Blair und Bush können nun zu Recht sagen, der Terrorismus sei keine Konsequenz des Irakkrieges, da es ihn schon vorher gab. Aber dass er sich nun auch gegen England richtet, ist gewiss ein Ergebnis des Krieges. Die Insel wird sich weiter abriegeln müssen, die Einführung des umstrittene Personalausweises erscheint nun sinnvoller. Das in Teilen sehr muslimische Land wird auch darüber nachdenken, warum nur ein einziger Redner bei der großen Kundgebung in London auf die Opfer des Anschlags von Istanbul hingewiesen hat. Demonstrationen sind keine Übung in politischer Ausgewogenheit, aber die Eindeutigkeit, mit der dort die Schuld verteilt wurde, hatte sich angesichts der Ereignisse in der Türkei schnell relativiert. „Die Geschichte ist auf unsere Seite“ riefen die Demonstranten in Anspielung auf ein Zitat Blairs. Am Ende des BushBesuchs war unklarer, wo diese Seiten überhaupt verlaufen. mos

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