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Meinung: Das gebrochene Wort

Über 30 Prozent der Israelis haben am Sonnabend das WM-Qualifikationsspiel ihrer Fußballnationalmannschaft auf dem Bildschirm verfolgt. Für einen Moment überdeckte das Bangen um das Weiterkommen des eigenen Teams den allgegenwärtigen Terror.

Über 30 Prozent der Israelis haben am Sonnabend das WM-Qualifikationsspiel ihrer Fußballnationalmannschaft auf dem Bildschirm verfolgt. Für einen Moment überdeckte das Bangen um das Weiterkommen des eigenen Teams den allgegenwärtigen Terror. Doch der meldete sich am Wochenende umso eindringlicher zurück: Vier Palästinenser drangen, bewaffnet mit Panzer- und Handgranaten, in eine israelische Siedlung ein. Ein 20-Jähriger wurde in Nordisrael ermordet, vier Frauen von wild um sich schießenden Palästinensern in Hadera erschossen. Joschka Fischers Skepsis gegenüber Arafats Versprechungen, Gewalttäter einzusperren, war berechtigt. Zu oft gaben vermeintlich von Arafat hinter Schloss und Riegel gebrachte Extremisten hernach höhnische Interviews im israelischen Fernsehen. Aber auch Israels Armee wurde eines Besseren belehrt: Ihre Führung setzte die Politik auf ungewöhnliche Weise unter Druck, als Generalstäbler auf einer Pressekonferenz behaupteten, nur bei einem Verbleib in den palästinensischen Städten israelisches Kernland vor Attentätern schützen zu können. Die Attentate widerlegen diese These. Auch Arafat nimmt den Mund zu voll: Er bezichtigt die Israelis, die Abmachungen zum Rückzug aus palästinensischen Städten gebrochen zu haben. Doch die Bedingung Israels war eine anhaltende Waffenruhe in den zu räumenden Gebieten. Und dafür hat Arafat immer noch nicht gesorgt. Angesichts der mangelnden Verlässlichkeit des Palästinenserführers müssen die USA und Europa nun dazu drängen, dass die Autonomiebehörde tatsächlich ein international überwachtes Gefängnis einrichtet. Damit nachprüfbar ist, wen Arafat einsperren lässt - und wen nicht.

clw

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