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Meinung: „Das ist das beste Flugzeug

… an dem wir je gearbeitet haben.“ Er steht nicht gern im Vordergrund – die vergangenen Wochen dürften also nicht angenehm gewesen sein für Gustav Humbert.

… an dem wir je gearbeitet haben.“

Er steht nicht gern im Vordergrund – die vergangenen Wochen dürften also nicht angenehm gewesen sein für Gustav Humbert. Denn da wurde fast täglich über den 55-Jährigen berichtet. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Der promovierte Ingenieur wird der erste Deutsche an der Spitze des europäischen Flugzeugbauers Airbus. Diesen Posten hatten bisher die Franzosen abonniert, denn in Frankreich gilt Airbus als Nationalheiligtum. Doch im Streit zwischen den französischen und deutschen Anteilseignern hat sich Humbert nun als Mann des Ausgleichs durchsetzen können.

Das Unternehmen kennt er als bisheriger Vize-Chef sehr genau und als guter Mannschaftsspieler hat er die besten Voraussetzungen, wieder für Ruhe im Konzern zu sorgen. „Er hat die nötigen Sensibilitäten, aber auch das Durchsetzungsvermögen für einen Konzern wie Airbus“, sagt ein früherer Wegbegleiter.

Der 1950 in Celle geborene Manager studierte Maschinenbau in Hannover. Er wechselte nach fünfjähriger Arbeit in der Wissenschaft und einer Gastprofessur an der renommierten McGill Universität in Montréal 1980 zum Hamburger Flugzeugbau. Das damals noch zu Messerschmitt-Bölkow-Blohm gehörende Unternehmen ist heute neben Toulouse eines der beiden Zentren der europäischen Airbus-Industrie. Es war Humbert, der den Standort in Hamburg-Finkenwerder in den 90ern mit dem umstrittenen Kostensenkungsprogramm Dolores wieder auf Vordermann brachte. Dolores kostete viele Arbeitsplätze, kam aber ohne Entlassungen aus. Humbert ist es auch zu verdanken, dass das Werk in Finkenwerder maßgeblich am Bau des neuen Riesenflugzeugs A380 beteiligt ist. „Das ist wirklich das beste Flugzeug, an dem wir je gearbeitet haben“, sagte er kürzlich.

Nach Meinung vieler Beobachter hat Airbus seinen jüngsten Höhenflug auch dem Charisma des bisherigen Chefs Noël Forgeard zu verdanken. Humbert wird die Sache etwas ruhiger und besonnener angehen. Zu tun gibt es genug: Wegen Problemen bei der Verkabelung und Ausstattung der Kabinen wird der Airbus A380 wahrscheinlich bis zu sechs Monate später ausgeliefert als gedacht. Parallel dazu muss Humbert auch das neueste Airbus- Projekt, den Langstreckenjet A350, an den Mann bringen. Hier macht Boeing mit dem 787 Dreamliner starke Konkurrenz. Umziehen muss Humbert für seinen neuen Job nicht. Schon bisher genießt er mit seiner Frau in der Nähe von Toulouse die französische Lebensart.

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