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Meinung: Das Leben noch vor sich

Mit der Hauptstadt ist es wie mit einem jungen Menschen, der volljährig wird. Endlich nehmen einen die anderen für voll, man hat klar festgelegte Rechte.

Mit der Hauptstadt ist es wie mit einem jungen Menschen, der volljährig wird. Endlich nehmen einen die anderen für voll, man hat klar festgelegte Rechte. So gesehen, kann Berlin zufrieden sein mit der Föderalismusreform. Damit attestieren die Länder und der Bundestag zehn Jahre nach dem Abschied von Bonn: Dies ist unsere Hauptstadt, wir stehen zu ihr. Wer meint, die neue Rolle erlöse die Stadt von allen finanziellen Sorgen, der irrt. Die im Grundgesetz festgeschriebene Funktion ist nur der symbolische Rahmen. Wie Berlin ihn ausfüllt, muss sich erst zeigen. Wie beim volljährigen Menschen werden auch Berlins neue Rechte von Pflichten begleitet. Wie beide ins richtige Verhältnis zu bringen sind, müssen Stadt und Bund noch aushandeln. Der neue Grundgesetzartikel 22, der die „Repräsentation des Gesamtstaates“ in Berlin als Bundesaufgabe festlegt, ist dabei eine große Hilfe. Einen automatischen Anspruch auf zusätzliche Millionen hat Berlin noch lange nicht. Aber es geht ja auch um mehr als um Euro und Cent. Die Hauptstadtfunktion kostet die Stadt nicht nur Millionen, sie bringt auch einiges ein, symbolisch wie materiell. Und wer die Föderalismusreform nur als Vehikel sieht, mehr Geld zu fordern, wird dem historischen Projekt nicht gerecht. So sollte auch der Volljährige nicht als Erstes schauen, welche Leistungen ihm nun zustehen, sondern zusehen, dass er etwas aus seinem Leben macht. Bewährt er sich, wird sich das früher oder später auch materiell auszahlen.lvt

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