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Meinung: Das Machwerk gehört auf den Müll

Zur Berichterstattung über das neue Aufnahmeverfahren für die Oberschulen Dank Tagesspiegel wissen wir nun, was Experten der Senatsschulverwaltung raten, wenn Eltern ihnen Fragen zum neuen Aufnahmeverfahren für die 7. Klassen stellen.

Zur Berichterstattung über das neue Aufnahmeverfahren für die Oberschulen

Dank Tagesspiegel wissen wir nun, was Experten der Senatsschulverwaltung raten, wenn Eltern ihnen Fragen zum neuen Aufnahmeverfahren für die 7. Klassen stellen. Herausgekommen ist ein Offenbarungseid: eine Mischung aus Hilflosigkeit, Widersprüchlichkeiten und Zynismen angesichts eines Systems, in dem 11- oder 12-jährige Kinder von Schule zu Schule „durchgereicht“ werden, wenn ihr Notendurchschnitt nicht reicht oder sie eine Niete aus dem Lostopf fischen. Das ausgetüftelte Verfahren gehört als Machwerk auf den Müll. Entscheidend für die Auswahl von Schülern muss ihre Eignung sein, und die sollte die aufnehmende Schule nach ihren Kriterien in Schüler-Eltern-Gesprächen feststellen. Diese Schule ist ja auch für die Betreuung und Förderung verantwortlich. Das pauschale 30-Prozent-Losverfahren ist absurd und rechtlich zweifelhaft, da die Teilnahme nicht an Eignungskriterien gebunden wird. Und dass die Schulaufsicht zulässt, dass die große Mehrheit der Oberschulen 60 Prozent der Bewerber nach Notendurchschnitt auswählt, ist ein Skandal: unter pädagogischen Aspekten eine Untat, denn der Notendruck wird auf die Grundschulen abgewälzt.

Martin Reimann, Berlin-Lichterfelde

2005 wurde der Stichtag für die Einschulung vom Sommer aufs Jahresende verschoben, sie wurden nicht mehr mit durchschnittlich 6 Jahren, sondern mit 5 1/2 eingeschult. Man muss nicht höhere Mathematik studiert haben, um die Folgen errechnen zu können: nämlich dass sich etwa 50 Prozent mehr Kinder in dem Jahrgang tummeln. Der jahrgangsübergreifende Unterricht wurde erst später eingerichtet. Dazu kommt, dass es in dem Jahr erstmals nicht mehr möglich war, sein Kind zurückstellen zu lassen – und natürlich sind auch noch die Kinder dabei, die ein Jahr zuvor (also 2004) noch zurückgestellt worden waren! Wie die Berliner Schulverwaltung darauf kommt, dass der Jahrgang lediglich um überschaubare 16 Prozent größer ausfällt, macht mich sprachlos. Es muss das Mantra des Wunschdenkens sein. Auch in Ihrem Artikel zur Telefonaktion werden zwei „Experten“ zitiert: „Es sind nicht 50 Prozent mehr Kinder als sonst, sondern nur 16 Prozent – die Lage ist also nicht ganz so dramatisch, wie häufig befürchtet wird.“ Nein, viel schlimmer ! Die Lage ist offenbar noch dramatischer, da die Schulverwaltung sich dessen ja nicht einmal bewusst ist! Schön klingt auch, dass „wir mit den Bezirken abgestimmt (haben), dass für alle Kinder ausreichend Plätze vorhanden sein werden“. Wenn es doch so einfach wäre, das schlicht „abzustimmen“. Fakt ist, dass sich zumindest die nachgefragten Schulen in Charlottenburg-Wilmersdorf außerstande sehen, zusätzliche Klassen einzurichten. Tilmar Sylten, Berlin-Halensee

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