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Neue Hamas-Sprecherin Israa al-Mudallal: Dialog gen West

© dpa

Das neue Gesicht der Hamas: Miss Mudallal und die Medien

Endlich ein neues Image: Die Hamas engagiert eine junge, Englisch sprechende, alleinerziehende Mutter als erste weibliche Pressesprecherin. Israa al-Mudallal soll vor allem den Dialog mit westlichen Medien suchen. Ihren Job macht sie bisher eigentlich ganz gut - wären da nicht "die Offiziellen".

Was für ein Coup! Sie ist jung, hübsch, religiös, spricht perfektes Englisch und, welch Bonus, sie ist eine Frau. Israa al-Mudallal wirkt, als habe sie ein PR-Berater extra für die Hamas gecastet: Ein eloquenter, lächelnder Gegenentwurf zu den dauergrimmigen bärtigen Männern. Zwar besteht die radikalislamische Palästinenserpartei auch sonst nicht nur aus bärtigen Männern, aber für das Bild in der Welt dürfte Mudallal perfekt sein.

Seit kurzem ist die 23-Jährige die erste weibliche Sprecherin der Hamas, verantwortlich für die Kommunikation mit israelischen und ausländischen Medien. Ihre Vorgesetzten erhoffen sich von Mudallal, vor allem westlichen Medien die palästinensische Sicht auf den Nahostkonflikt aufzuzeigen – und der Hamas, die weltweit weitestgehend isoliert ist, vom Status der Terrororganisation zu dem einer Konfliktpartei zu verhelfen.

Mudallal wuchs in Großbritannien auf und kehrte in Jugendjahren mit ihrer Familie nach Gaza zurück. Sie studierte Journalistik an der dortigen Universität und arbeitete die letzten Jahre beim Fernsehen. Dass mit dem Wechsel in die Öffentlichkeitsarbeit nun auch ein neuer Wortschatz her muss, weiß sie selbst: „Es ist eine große Verantwortung, weil ich die Sprache den westlichen Medien anpassen muss“, sagt sie der arabischen Tageszeitung Asch-Scharq al-Awsat. Soll heißen: Mehr Israel, weniger „Besatzungsmacht“, am besten gar kein „Zionist“ im Sprachgebrauch.

Mudallal will lieber Advokatin der Abgehängten sein als islamische Themen zu besetzen

Tatsächlich benutzt Mudallal solche Begriffe nicht. In den sozialen Netzwerken äußert sie sich zwar kritisch, aber nicht verurteilend, egal, ob sie auf Englisch oder Arabisch schreibt. Ihre Rolle versteht sie wohl zunächst als Advokat der Abgehängten. Sie berichtet von Studenten, die bei Stromausfall im Dunkeln lernen oder von selbstbestimmt lebenden Frauen – sie selbst ist alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter.

Die islamische Agenda der Hamas wolle sie nicht in den Mittelpunkt stellen, sagt Mudallal. Der Westen verstehe das Religiöse nicht, „also will ich unsere Anliegen aus humanitärer Sicht erklären – selbst wenn das die Offiziellen nicht verstehen.“

Ganz frei von den „Offiziellen“ ist Mudallal jedoch nicht. Vor einem Jahr hat die Hamas ein Redeverbot gegenüber israelischen Medien verhängt. Als nun diverse Zeitungen Anfragen schickten, musste sie, obgleich für den Dialog eingestellt, antworten: „Gespräche mit der israelischen Presse sind inakzeptabel, ich bitte um Entschuldigung.“

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