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Meinung: Das wird gleich gemacht

DER STREIT UM DIE ARBEITSZEIT

Der deutsche Politdiskutant ist ein zäher Bursche mit alten Reflexen, und das ist schlecht. Aufs Stichwort „Arbeitszeit“ schnappen Arbeitgeber und Gewerkschafter, Regierende und Opponierende zu, als hätte es die elende Reformdebatte nie gegeben. Wer sich bewegt, ist bisswundengefährdet. Das Bizarre dabei: Ein Edmund Stoiber, der ganz scheinmutig die 42-Stunden-Woche für alle fordert und sich dabei sehr fortschrittlich fühlt, ist ein Geistesverwander jedes Gewerkschafters, der die 42 Stunden für niemanden akzeptiert und dafür in Kauf nimmt, als etwas rückständig zu gelten. Beide sind Hohepriester der Gleichmacherei, nur dass der eine als Möchtegernradikalinski daherkommt und der andere als Gerechtigkeitsfreak. Es macht eben einen Unterschied, ob eine schlecht bezahlte Krankenschwester, womöglich allein erziehende Mutter mit Betreuungsproblem, ein paar Stunden pro Woche mehr arbeiten muss fürs selbe Geld, oder ob es sich bei dem Mehrarbeiter um einen finanziell kommod eingerichteten Aufstreber handelt, dem – und bei dem – es nicht so darauf ankommt. Selbstverständlich war auch wieder die Mär von der mangelnden Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen wegen hoher Personalkosten zu hören. Ob aber in Germany Schrott produziert wird oder vielleicht auch mal wieder konkurrenzfähigkeitssteigernde Qualität, hat wenig damit zu tun, ob Alfred Arbeiter ein paar Stunden länger hämmert. lom

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