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DDR in der Schule: Schwarzer Kanal

Deutschland entlässt aus seinen Schulen Kinder, die nicht einmal wissen, warum es sich lohnt, die Demokratie zu verteidigen.

Karl-Eduard von Schnitzler, der längst verstorbene, berühmt-berüchtigte Hetzer des DDR-Fernsehens hätte seine helle Freude an Berlins Schülern, wenn er die Ergebnisse der jüngsten Studie zu ihrem DDR-Bild noch erlebt hätte: Es zeigt sich, dass seine Propaganda auf gleichsam wundersame Weise aufgeht. Wie anders könnte man sonst erklären, dass alles, was in der DDR negativ war – ob Unterdrückung, Stasischnüffelei, Todesstrafe oder Mangelwirtschaft – kaum noch eine Rolle spielt im Bewusstsein der Schüler im Ostteil. All diese Charakteristika des anderen deutschen Staates werden ausgeblendet zugunsten der DDR-Pluspunkte wie Kitaversorgung und Arbeitsplatzgarantie. Dass diese von den Eltern transportierte Propagandasaat noch immer aufgehen kann, hat sich die von Schnitzler stets verunglimpfte „BRD“ allerdings selbst zuzuschreiben: Sie ließ nach der Wende nicht nur zu, dass die überproportional regimetreuen Lehrer fast alle in ihrem Beruf bleiben konnten. Sie hat auch zugelassen, dass es letztlich im Benehmen der Lehrer liegt, ob und wie sie die DDR thematisieren. Im Ergebnis entlässt Deutschland aus seinen Schulen Kinder, die nicht einmal wissen, warum es sich lohnt, die Demokratie zu verteidigen. sve

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