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Debatte um ICC-Abriss in Berlin: Sprengt den Bierpinsel

Es geht um mehr als Kostenfragen, wenn Berlins Finanzsenator vor dem „Tabu“ eines ICC-Abrisses nicht mehr zurückschreckt.

Was Berlin teilte, muss 20 Jahre nach dem Fall der Mauer nicht erläutert werden. Ein Geheimnis, wenngleich ein offenes, ist hingegen, dass es in puncto Bausünden durchaus west-östliche Gemeinsamkeiten gab. Deshalb geht es nicht nur um Kostenfragen, wenn der Finanzsenator vor dem „Tabu“ eines ICC-Abrisses nicht mehr zurückschreckt. Die Ostberliner Machthaber mussten ihren eingemauerten Bürgern Akzeptanzangebote machen. Der Palast der Republik, der nach 1989 langsam und vor aller Augen vor sich hin rottete, war Erichs Lampenladen und zugleich Ort ostdeutscher Familienereignisse oder privater Ausflüge in die Hauptstadt. Im Berliner Westen wurden in Beton gegossene Zeugen der Selbstbehauptung errichtet. Heute darf man sagen: Nicht alle waren wirklich schön. Wäre es nicht ein Zeichen für das Zusammenwachsen dieser Stadt, wenn nicht nur das ICC, sondern weitere Denkwürdigkeiten dieser Art verschwänden? Auf Platz eins einer ersten Vorschlagsliste könnte der (zugegeben: frisch sanierte) Bierpinsel stehen, dicht gefolgt vom Steglitzer Kreisel. Und wäre nicht auch im Fall des Europa-Centers ein Komplettabriss statt einer Teilerneuerung die dreifach bessere Lösung – finanziell, ästhetisch und, vor allem, als einheitsstiftende Geste?

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