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Debatte um Managerbezüge: Alles, was gerecht ist

Wenn Sprecher einer Gruppe an das "Wir"-Gefühl appellieren, ist das verständlich – und gefährlich. Ob BDI-Präsident Jürgen Thumann das bewusst war, als er sich im Namen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie gegen Vorwürfe aus der Politik über zu hohe Managergehälter wandte?

„Wir orientieren uns an klaren Werten“, sagte er, „wir folgen dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns.“ Keiner bezweifelt, dass dies auf die große Mehrheit der Unternehmer zutrifft. Aber über die hat sich ja auch niemand aufgeregt. Vielleicht sollte Thumann einmal bei seinem Kollegen Gerhard Cromme nachlesen. Der stellt fest: „Gravierende Fehlentwicklungen in Unternehmen jenseits wie diesseits des Atlantiks hatten eines gemeinsam: gierige Manager mit extrem hohen Bezügen und üppigen Aktienoptionen.“ Zum Thema „ehrbarer Kaufmann“ kann man auch in Thomas Manns Buddenbrooks einen schönen Satz finden. Er lautet: „Sei mit Lust bei den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.“ Da fällt einem der Name Siemens ein – ein Unternehmen, dessen stolzer Ruf durch umsatzgierige Manager nachhaltig beschädigt wurde.

In einem hat Thumann sicher Recht: Eine gesetzliche Begrenzung von Managerbezügen wäre Politik für die Galerie. Aber eine etwas selbstkritischere Überprüfung eigener Positionen – wie man sie aus der Wirtschaft ja durchaus hört – täte auch deren Verbänden ganz gut. Interessen zu vertreten, heißt ja nicht nur, die Trommel zu schlagen, sondern auch, in die Gesellschaft hineinzuhören. Und in der wird eben eher die Frage gestellt, was an Bezahlung gerecht ist – ganz unten wie ganz oben.

Gerd Appenzeller

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