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Debatte um Nato-Generalsekretär: Rache für die Karikaturen

Der türkische Premier Erdogan mag sich als Sprachrohr der islamischen Welt sehen – in Straßburg vertritt er das Mitgliedsland Türkei, sonst nichts. Trotzdem lehnt er öffentlich den dänischen Regierungschef Rasmussen als künftigen Nato-Generalsekretär ab.

Von Robert Birnbaum

Dass die Nato einmal zum Austragungsort für einen kleinen Kampf der Kulturen werden würde, hat sich der ehrwürdige Nordatlantikpakt auch nicht träumen lassen. Doch genau das ist es, was der türkische Premier Erdogan mit seinem – auch noch öffentlichen – Einspruch gegen den dänischen Regierungschef Rasmussen als künftigen Nato-Generalsekretär lostritt. Wenn sie klug beraten sind, lassen sich die Staats- und Regierungschefs beim Nato-Gipfel darauf gar nicht ein. Erdogan mag sich als Sprachrohr der islamischen Welt sehen – in Straßburg vertritt er das Mitgliedsland Türkei, sonst nichts. Erdogan mag es aus parteipolitischen Gründen opportun finden, sich als Kämpfer gegen Mohammed-Karikaturen zu geben – in Straßburg vertritt er seine Regierung, sonst nichts. Ein Nato-Generalsekretär Rasmussen mag in Damaskus, Kairo oder Riad scheel angesehen werden – in Straßburg entscheidet die Nato über ihren obersten Repräsentanten, sonst niemand. Rasmussen hat im Karikaturenstreit die Liberalität seines Landes hochgehalten und allem Druck von außen widerstanden. Das mag nicht immer im Letzten geschickt gewesen sein. Nur – wenn das Wort von der Nato als Wertegemeinschaft noch gilt, muss sie zu ihm stehen, jetzt erst recht. bib

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