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Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin von "impulse".

© Mike Wolff

Demografie: Warum Geld nicht zu mehr Kindern führt

Staatliche Anreize helfen kaum etwas, wenn es darum geht, Kinder zu kriegen. Im Gegenteil - die Mega-Fördermaschine suggeriert vor allem eines: Dass Kinder ein Problem sind.

Nichts hat geholfen. Elterngeld, Erziehungsgeld, Kindergeld, Kitazuschuss, Startpaket, Schulstartpaket, BaföG, Extrapunkte für die Rentenversicherung, Kindermitversicherung in der Krankenkasse, und, und, und ... Künftigen potenziellen Eltern scheinen all diese Leistungen zur Familienförderung schnuppe zu sein, Deutschland hat immer noch eine der niedrigsten Geburtenraten in der Welt.

Der hässliche Verdacht liegt auf der Hand: Vielleicht verweigern sich die Kinderlosen nicht trotz all dieser Leistungen, sondern genau deswegen? Wer sich ein Kind wünscht, dem wird mit der Mega-Fördermaschine vor allem eins gesagt: Kinder sind ein Problem. Ihr müsst so früh wie möglich für ihre Bildungschancen kämpfen, müsst dafür sorgen, dass sie genug Obst essen, und wenn sie dann am Ende das Abitur doch nicht schaffen, ist alles umsonst gewesen. Dann werden sie ein prekäres Leben leben müssen. Alleine könnt ihr damit nicht fertigwerden. Aber der liebe Staat hilft euch mit rund 180 Milliarden Euro im Jahr.

Es ist kein Wunder, dass sich viele dieses Problem lieber gar nicht erst einbrocken. Es ist auch kein Zufall, dass die größten Familien da entstehen, wo die größte Gelassenheit den Kindern gegenüber herrscht: ganz unten und ganz oben in der Gesellschaft. Familienforscher sagen, dass es vor allem der Stress ist, der Eltern daran hindert, sich für Kinder zu entscheiden.

Was aber taugen die vielen Leistungen, wenn es um Stressabbau geht? Leider nichts. Guckt man in die Länder Europas mit einer hohen Geburtenrate, sieht man weniger Leistungen, aber bessere: Diese Länder haben ein unkompliziertes Verhältnis zu den Eltern. Sie bieten ihnen eine ziemlich ausgefeilte Kinderbetreuung an, aber weniger direkte finanzielle Hilfen. Vor allem in Skandinavien ist eine gleichberechtigte Arbeitsteilung zwischen den Eltern selbstverständlich. Das bedeutet für den Einzelnen weniger Stress.

Für die Familienförderung in Deutschland würde das „Abspecken“ heißen. Dennoch wäre dieser Weg am Ende wahrscheinlich besser. Weil nämlich am Ende eine verschüttete Botschaft wieder sichtbar würde: Kinder sind nicht in erster Linie die Erfüllung einer gesellschaftspolitischen Pflicht. Sie machen Freude.

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