zum Hauptinhalt

Meinung: Den Besten das Beste

Zur Verabschiedung des Stipendienprogramms für Hochbegabte vom 10. Juli Die finanzielle Förderung von Hochbegabten ist, auch wenn eine BaFöG-Erhöhung derzeit wichtiger wäre, sinnvoll und nötig.

Zur Verabschiedung des Stipendienprogramms für Hochbegabte vom 10. Juli

Die finanzielle Förderung von Hochbegabten ist, auch wenn eine BaFöG-Erhöhung derzeit wichtiger wäre, sinnvoll und nötig. Sie motiviert und macht finanziell unabhängiger. Wer ein Stipendium bekommt, muss weniger jobben oder entlastet die Eltern – nicht alle Hochbegabten stammen aus begüterten Elternhäusern. Und ein Stipendium stellt eine Auszeichnung dar. Gut so: sehr gute Leistungen werden wahrgenommen und im wahrsten Sinne des Wortes honoriert. Gleichwohl ist das am Freitag beschlossene Gesetz eine Farce, und zwar aus zwei Gründen. Von den zehn Prozent Besten werden die meisten längst als studentische Hilfskräfte beschäftigt. Das ist sinnvoll, lernt man als Hilfskraft den universitären Betrieb aus einer anderen Perspektive kennen. Ein Hochbegabtenstipendium zusätzlich zur Beschäftigung als Hilfskraft (in der Regel 60 Stunden pro Monat) hat den Entzug des Kindergeldes, für Angehörige des öffentlichen Dienstes auch des Kinderzuschlags und ggf. auch des Zuschusses zur Krankenversicherung zur Folge. Viel sachdienlicher als das beschlossene Stipendienprogramm wäre eine Erhöhung der Mittel für in der Forschung beschäftigte Hilfskräfte durch ein Bundesprogramm. Der zweite Grund ist so banal wie real: Viele Hochschulen sind nicht in der Lage, die zehn Prozent Besten zu ermitteln. Wenn es nicht einmal gelingt, das Zeugnis für einen Bachelorabsolventen zu drucken – die Daten in den IT-Systemen sind unvollständig, grob fehlerhaft, oder veraltet –, ist es vermessen zu glauben, man könne im Handumdrehen die zehn Prozent Besten eines Jahrgangs ausfindig machen. Seit einem Jahr warte ich an meiner eigenen Universität darauf, dass die besten Studierenden systematisch ermittelt werden, um für das Höchstbegabtenstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen zu werden – wie das manche Universitäten in Süddeutschland erfolgreich machen. Und wer den Anteil der Industrie einwerben soll, wie die Verwaltung dazu aussehen mag, und was passiert, wenn es diesen Anteil nicht in der erwarteten Höhe gibt, steht in den Sternen. Zyniker werden hinter all dem politische Absicht vermuten: werden weniger Hochbegabte ermittelt, wird weniger Geld ausgegeben. Vermutlich ist die Ursache banaler: Die Politik weiß trotz hochrangiger Beratergremien, die längst den Bezug zur Realität verloren haben, nicht, was an der Basis der Universitäten vor sich geht – und das gilt jenseits aller Parteigrenzen. Univ.-Prof. Dr. H. Schweppe,

Berlin-Wittenau

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false