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Meinung: Den Kanzler als Freund

Von Alfons Frese

Auf den Mann ist Verlass. Gerhard Schröder hilft den Freunden aus seiner Lieblingsbranche. Auch deshalb, weil er sich an die achtziger Jahre erinnert, als sich VW und Mercedes, BMW, Audi und Porsche gegen den Katalysator sperrten. Ausländische Autofirmen waren damals schneller gewesen. „Das muss man nicht zwei Mal machen“, sagt der Kanzler heute. Er meint: Man muss nicht zwei Mal einen Trend verpennen. „Man“ ist die deutsche Autoindustrie, die offenbar eines Weckrufs durch die Politik bedarf. Das ist erbärmlich. Die Autoindustrie gehört zu den Branchen, die an allen Ecken und Enden Regulierungen beklagen und freie Fahrt fordern. Und die so viel Geld in Forschung und Innovation steckt wie kein anderer Wirtschaftszweig. Das Selbstverständnis der deutschen Firmen im globalen Wettbewerb: Wir sind Premium.

Das stimmt sogar. Aber die Arroganz und Ignoranz, mit der die Deutschen den Rußfilter missachtet haben, muss einen um die Weitsicht der Herren Schrempp und Pischetsrieder fürchten lassen. Das gilt im Übrigen auch für das HybridAuto, einem kombinierten Antrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor. Mit dem Fahrzeug feiert Toyota weltweit Erfolge – und die Deutschen sehen ziemlich dumm aus.

Sie haben auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auf die Dieseltechnologie gesetzt und Milliarden in deren Entwicklung gesteckt. Mit Erfolg. Inzwischen fahren neun Millionen Dieselautos in Deutschland, der Anteil steigt kontinuierlich. Leider haben die Konzerne den Filter nicht für nötig befunden. Das macht nun der Autokanzler. Es ist schon erstaunlich: Allerorten ist vom Subventionsabbau die Rede, aber für die deutsche Autoindustrie soll mit der Filterförderung eine neue Subvention eingeführt werden. Der Steuerzahler hilft also den Autokonzernen beim Nachrüsten. Dabei würden auch ohne diese Anschubfinanzierung immer mehr Autos mit Filter ausgerüstet. Denn der Wiederverkaufswert eines Diesels sinkt um einige hundert bis zu 1000 Euro, wenn das Auto keinen Filter hat. Die Leute kaufen also so oder so mit Filter. Den Freundschaftsdienst hätte Schröder sich sparen können.

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