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Meinung: „Denken Sie in Ruhe über mein Angebot nach“

Es geht um Leidenschaft, Ehre und sehr viel Geld, auch Schmerzensgeld oder Schmutzzulage, je nachdem, auf welcher Seite man steht. Rupert Murdoch, der Medienzar, der Milliarden mit Boulevardzeitungen, schlüpfrigen Kampagnen und knallharter konservativer Parteinahme verdient hat, möchte das ehrwürdige „Wall Street Journal“ kaufen – Amerikas wichtigste Wirtschaftszeitung, Auflage zwei Millionen, die Verkörperung eines soliden Geschäftssinns, wo Ehrenregeln und Vertrauen Trumpf sind.

Es geht um Leidenschaft, Ehre und sehr viel Geld, auch Schmerzensgeld oder Schmutzzulage, je nachdem, auf welcher Seite man steht. Rupert Murdoch, der Medienzar, der Milliarden mit Boulevardzeitungen, schlüpfrigen Kampagnen und knallharter konservativer Parteinahme verdient hat, möchte das ehrwürdige „Wall Street Journal“ kaufen – Amerikas wichtigste Wirtschaftszeitung, Auflage zwei Millionen, die Verkörperung eines soliden Geschäftssinns, wo Ehrenregeln und Vertrauen Trumpf sind. Das sind harte Gegensätze, und sie werden verstärkt durch persönliche Abneigung der Bancroft-Familie gegen den Aufsteiger aus Australien. Die Bancrofts, amerikanischer Zeitungsadel, kontrollieren das Blatt seit über hundert Jahren. „Eher verkaufen wir billig an einen anderen als an den“, sagt ein Familienmitglied.

Murdoch hat das bedacht. Er bietet 60 Dollar pro Aktie der Dow-Jones-Gruppe, deren Flaggschiff das „Wall Street Journal“ ist – annähernd das Doppelte des Börsenwerts, ein Fünf-Milliarden-Dollar- Paket. Als „krankhaft überhöht“ bewertet ein Insider die Offerte. Die Bancrofts lehnten umgehend ab, trotz Murdochs Bitte, „in Ruhe über mein Angebot nachzudenken“. Wird die Allianz der 35 Familienmitglieder halten, die zusammen 24,7 Prozent der Aktien, aber dank einer Vorzugsregelung 64,2 Prozent der Stimmrechte besitzen? Man habe die Zurückweisung mit „knapp über 50 Prozent der Stimmen“ beschlossen, sagte ein Sprecher. Das weist auf erste Risse hin.

Vor zwei Jahren hatten sich einzelne Bancrofts von einigen Aktien getrennt, für knapp über 30 Dollar. „Wir würden lieber für 60 verkaufen“, hatte ihr Bevollmächtigter damals gescherzt. Murdoch hat offenbar genau hingehört. Das Zeitungsgeschäft in den USA ist im Sinkflug, nur einzelne Regionalzeitungen machen noch satte Gewinne. Die renommierten Blätter wie „New York Times“, „Washington Post“, „Los Angeles Times“ stecken alle in größeren oder kleineren Krisen wegen sinkender Auflagen, schrumpfender Anzeigenerlöse und der Konkurrenz durch das Internet. Doch für Murdoch, der ein Medienimperium aus Zeitungen, dem konservativen TV- Sender Fox und Filmstudios aufgebaut hat, wäre das prestigeträchtige Journal die Krone, selbst bei einem überhöhten Preis. Im Wirtschaftsjournalismus würde er damit zu einem starken Konkurrenten für den CNBC-Konzern.

Murdoch wurde vor 76 Jahren in Australien geboren, erbte mit 21 eine Lokalzeitung, kaufte dazu ein heruntergekommenes Boulevardblatt und führte es mit aggressiver Kampagnentechnik zum Erfolg. Ab 1968 agierte er ähnlich in Großbritannien, machte mit der „Sun“ Geld, kaufte mit der „Times“ Prestige – und stützte politisch Margaret Thatcher. In Amerika arbeitet er seit Mitte der 70er. Er hat den US-Pass angenommen.

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