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Meinung: Denn sie wissen, was sie tun

ZELLER BERLINER CDU-CHEF

Einen Sonnabendvormittag lang hat sich die Berliner CDU einen Temperamentsrausch geleistet. In der Partei, die auf ihrem Landesparteitag eine Führungskrise beenden musste, war die Gier nach ein paar neuen Ideen zu spüren, der Wunsch nach einer mit Esprit geführten Strategiedebatte. Peter Kurth war der Mann, der die Stichworte und ersten Vorschläge lieferte. Dann wählte die Partei, und sie wählte strukturkonservativ. Der neue Landesvorsitzende Joachim Zeller spricht von Kiezpolitik, von einer Hauptstadt, die es nur alleine schaffen kann, von einer Partei, die dringend Ruhe und Geschlossenheit braucht. Zellers Mehrheit war knapp, doch sie bedeutet, dass die kiezorientierte Berliner CDU in den Köpfen ihrer Mitglieder noch immer das Nonplusultra darstellt. Sie bedeutet, dass die CDU der SPD mit den gewohnten Mitteln zuleibe rücken wird, aber nicht mit einer neuen Strategie. Zellers Mehrheit bedeutet auch, dass die Berliner CDU weiterhin allen ImmernochNeuberlinern ein freundliches „Willkommen im Ortsverein“ sagen wird. Und diesen Leuten mit altberliner Charme bedeutet, man wisse schon, wie man Politik macht – nämlich kiezorientiert. Zeller, ein freundlicher Mann, ein Verwaltungskenner, gewiss ein guter Chef, hat nicht einmal versucht, Kurths kleine strategische Offensive zu kontern – er hat den Vorstoß ins Leere laufen lassen. Er hat seinen Parteifreunden das gegeben, was sie als bewährtes Mittel kennen und was sie mehrheitlich immer noch für eine probate Strategie halten: Geschlossen, Handwerk, stramme Ordnung im Innern. Alles klar, sagen die Reformer – wir sind und bleiben ohne Mehrheit. So mag die Führungskrise der CDU ein Ende haben – die Zukunft hat für die Partei noch nicht begonnen. wvb

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