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Meinung: Der anonyme Weg

Nach dem Fund zweier Babyleichen: Wie kann das Leben von Säuglingen geschützt werden? vom 11.

Nach dem Fund zweier Babyleichen: Wie kann das Leben von Säuglingen geschützt werden? vom 11. April

Gebetsmühlenartig fordern Politiker aller Parteien die Erhaltung und Vermehrung von Babyklappen, wenn wieder ein getötetes Neugeborenes aufgefunden wurde. Das Thema ist einfach zu verführerisch, um eine Stellungnahme auslassen zu wollen.

Genauso gebetsmühlenartig reagieren wir Fachleute auf diese Forderungen

mit allen uns zur Verfügung stehenden Daten, Fakten, Zahlen: Die Neugeborenentötung hat mit Babyklappen nichts zu tun!

Die Psychodynamik der Geburtssituation gefährdeter Frauen lässt die Nutzung einer Klappe gar nicht zu. In den zwölf Jahren seit Bestehen dieser

Klappen hat sich die Zahl der Tötungen

gegenüber den zwölf Jahren zuvor nicht verringert, vermutlich auch in Berlin nicht.

Genutzt werden die Klappen von allen möglichen Menschen, die ihr Kind nicht wollen und die den einfachsten, den anonymen Weg der Fortgabe wählen: Kinder im Alter zwischen einer halben Stunde und 22 Monaten, schwerstbehindert, kranke, tote!

Gesundheitssenator Mario Czaja sitzt an der Quelle. Er kennt die Daten und Fallkonstellationen aus vier Berliner Klappen – oder sollte sie zumindest kennen. Auch eine fünfte oder zehnte Klappe in Berlin wird an der Neugeborenentötung nichts ändern.

Wünschenswert wäre, wenn Politiker sich endlich ernsthaft auf wissenschaftliche Daten einlassen würden, die zur Genüge vorliegen, statt immer nur medienwirksam Emotionalität zu bedienen.

Prof. Dr. Christine Swientek,

Adoptionsexpertin und Kriminologin,

Wölpinghausen

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