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Meinung: Der Diktator als Dramaturg

SADDAM, UDAI UND DAS PARLAMENT

Theater gehört zur Politik. So hat die CDU die gespielte Empörung im Bundesrat beim Zuwanderungsgesetz begründet. Der vorhandene Grimm gegen die Abstimmungstricks musste im Parlament dokumentiert werden, denn in Demokratien ist das der wichtigste Ort der Politik. In Diktaturen gehört Theater erst recht zur Politik – als Farce. Die Inszenierungen dienen meist dem Ziel, etwas zu dokumentieren, was es real gar nicht gibt. Saddam Hussein zieht ein Verwirrspiel auf, ob er sich den UN beugt oder nicht. Er fragt sogar sein Parlament, das sonst nichts zu sagen hat. Die Abgeordneten dürfen vorbereitete Erklärungen verlesen, warum die Forderung nach bedingungsloser Waffenkontrolle „kriminell“ sei – und lehnen ab. Das soll einen Volkswillen dokumentieren, den es nach allem, was man aus dem Irak hört, so nicht gibt. Die Bürger fürchten den Krieg, nicht Inspektionen. Heißt das, Saddam wehrt sich, riskiert USAngriffe? Ach was. Parlamente zählen in Diktaturen wenig, Saddam wird einlenken, wie das sein Sohn Udai schon jetzt befürwortet. Aber er will das als Staatsmann tun, aus übergroßer Verantwortung für seine Untertanen. Die Schmierenkomödie bedeutet ja nicht, dass er die Kontrollen zulässt – wo doch das Volk dagegen ist. cvm

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