zum Hauptinhalt

Meinung: Der dritte Mann

Im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union stehen die Chancen von Angela Merkel immer noch fifty-fifty. Zwar traut es ihr niemand von Gewicht in der CDU-Führung noch zu, eine geschlossene und inhaltlich profunde Alternative zur derzeitigen Kanzlerpartei, der SPD, zu formieren.

Im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union stehen die Chancen von Angela Merkel immer noch fifty-fifty. Zwar traut es ihr niemand von Gewicht in der CDU-Führung noch zu, eine geschlossene und inhaltlich profunde Alternative zur derzeitigen Kanzlerpartei, der SPD, zu formieren. Und kaum ein Hintergrundgespräch mit einem führenden Unionspolitiker vergeht ohne lebhafte Betrachtungen über das, so wird gesagt, von der Vorsitzenden verursachte Klima allgemeinen Misstrauens in der Unions-Spitze. Aber immer wieder gelingt es Angela Merkel, ihr persönliches politisches Schicksal mit dem der Union gleichzusetzen.

Nach dieser Lesart meint jeder, der es wagt, sie zu kritisieren, nicht gut mit der Union. Verbissen und zäh kämpft sie weiter um die Kanzlerkandidatur. Was bleibt ihr auch anderes übrig, wäre ihre Niederlage doch mit ziemlicher Sicherheit bereits der Anfang vom Ende ihrer politischen Karriere.

Ganz so schlimm stehen die Dinge für ihren Rivalen Edmund Stoiber nicht, dem es durchaus recht wäre, wenn er nicht selbst antreten müsste. Bekanntermaßen scheut der Mann das Risiko, und er weiß selbst am besten, dass er auf der Berliner Bühne alles andere als parkettsicher ist - aus jeder Bewegung kann man kann dies bei seinen gelegentlichen Auftritten in der Hauptstadt spüren. Ein attraktives Angebot für Wechselwähler diesseits des Südens ist er sowieso nicht. Schön, wenn es ohne ihn ginge. Nur Angela Merkel darf es, so der innerparteiliche Trend, auf keinen Fall sein. Also verschleißt sich auch der CSU-Vorsitzende.

Alle haben bei diesem Spiel schon viel verloren. CDU und CSU sind nicht als ernstzunehmende Alternative im Gespräch, sondern im Gerede als intriganter Haufen. Beide Parteivorsitzenden verlieren mit jedem Tag der ungeklärten Kandidatenfrage weiter an Statur, Respekt und Autorität. Beider tagtäglich demonstrierte Unfähigkeit, die Opposition zu führen, ist alles andere als ein Hinweis auf jene Führungsqualitäten, die man von einem Kanzler erwartet. Aus diesem Machtkampf, der bis jetzt schon so viele Verletzungen zugefügt hat, kann kein von allen getragener Sieger mehr hervorgehen. Auf beiden ist kein Segen mehr. Will die Union ihre Wahlchancen, die angesichts der sich verdüsternden wirtschaftlichen Lage theoretisch ja gar nicht schlecht stehen, praktisch nutzen, wird sie sich nach einer dritten Lösung umsehen müssen.

Peter Siebenmorgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false