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Der Fall Madoff: Blase an Blase

Der frühere US-Börsenchef Madoff hat mit dem größten Börsenbetrug der Weltgeschichte Banken weltweit Milliardenverluste beschert - mit einem Schneeballsystem. Und er profitierte dabei von dem Prinzip, auf dem die US-Wirtschaft beruht.

Aus dem gewohnten Fluss der Horrornachrichten sticht diese heraus:  Europäische und amerikanische Banken haben dem mutmaßlichen Betrüger Bernard Madoff offenbar Milliardenbeträge überlassen. In einer Zeit, in der die Banken die Kreditbedingungen für Unternehmen drastisch verschärfen, mutet das seltsam an. Wie kann es sein, dass jeder Mittelständler, der Geld haben will, sich vor seiner Bank bis aufs Hemd ausziehen muss, wenn die gleiche Bank einem Finanzguru riesige Summen hinterherwirft?

Die Antwort lässt erschaudern: Denn offenbar ist Madoffs Schneeballsystem eine Blaupause für das, was den USA und der Welt die Finanzkrise einbrachte. Madoffs System konnte nur funktionieren, so lange immer mehr Anleger ihre Millionen zu ihm brachten und keiner sein Geld zurückhaben wollte. Denn das war längst weg. Es war die perfekte Illusion. Als solche funktionierte jahrelang auch das US-Immobiliengeschäft: Die Banken ver gaben Kredite an Bauherren, die nur dadurch gesichert waren, dass der Wert der Häuser immer weiter stieg. Eine mindestens naive Annahme. Als die Häuserpreise fielen, platzte die Blase.

Auch im Fall Madoff frappiert die Leichtgläubigkeit der Banken und Anleger. Keiner fragte nach, warum Madoffs Fonds offenbar immun waren gegen Turbulenzen an den Börsen. Warum sie stetig hohe Renditen lieferten. Es wird schon gut gehen. Nach diesem Prinzip funktioniert praktisch die gesamte US-Wirtschaft: Sie ist abhängig von ausländischem Geld, das vor allem aus China kommt. Ohne dieses Geld könnten die USA ihre riesigen Importüberschüsse nicht bezahlen. Der Haken: Sollten die Chinesen ihr Geld zurückverlangen, platzt auch diese Blase.

Stefan Kaiser

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