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Meinung: Der Jugend zum Wohlgefallen

Von Gerd Appenzeller

Johannes Paul II. ist tot und dennoch lebendig. Wie sehr er, dabei den menschlichen Stil seines Vorgängers Johannes XXIII. aufnehmend, die katholische Kirche verändert hat, wurde gestern bei der Ankunft von Benedikt XVI. in Köln deutlich. Da ist nichts mehr geblieben von dem steifen Zeremoniell, das die Nachfolger auf dem Stuhle Petri frü her zu entrückten Gottkönigen gemacht hatte. Dieser Papst wurde von Jugendlichen umjubelt, sein Name fröhlich skandiert. Benedikt XVI. strahlte tief empfundene Rührung über diesen Empfang aus. Und so, wie Karol Wojtyla bis zum Ende seines irdischen Lebens immer der polnische Papst geblieben war, wird Joseph Ratzinger vielleicht zum deutschen Papst werden können – ein Papst, der sich ganz ungezwungen freuen darf, „auf dem Boden meines lieben Vaterlandes“ zu stehen.

Da wirkte es nur für einen kurzen Moment beklemmend, wie der Bundespräsident daran erinnerte, dass nun ein Angehöriger der Flakhelfergeneration in das höchste Amt gewählt worden ist, das die katholische Kirche zu vergeben hat. Kaum einer der Kardinäle dürfte bei seiner Entscheidung im Konklave gewusst haben, dass Kardinal Ratzinger als 17Jähriger in eine deutsche Flakhelferuniform gesteckt worden war. Aber der historische Bogen, den Horst Köhler schlug, trägt natürlich: Johannes Paul II. kam aus dem Volk, das vor allen anderen im Zweiten Weltkrieg Opfer der deutschen Diktatur geworden war – und sein Nachfolger entstammt dem Volk der Täter von damals. Das ist ein Zeichen der Versöhnung, wie es viele andere solcher Zeichen in den vergangenen Jahren gegeben hat.

Der Versöhnung dienen auch die interreligiösen Begegnungen, die der Papst in den kommenden Tagen im Lande der gelebten Ökumene und der vielen Glaubensbekenntnisse haben wird. Vor allem will Benedikt XVI. bis zum Sonntag der Jugend gehören – einer Jugend, die ihn zwar wie einen Popstar begrüßt, in ihn aber Hoffnungen setzt, die wenig mit Glanz, aber viel mit Gloria zu tun haben.

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