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Meinung: Der lange Weg zur Demokratie

AFGHANISTAN WÄHLT SPÄTER

Kurz vor Beginn der Afghanistankonferenz in Berlin zieht Interimspräsident Hamid Karzai die Notbremse: Erst im September wählen die Afghanen ihren Präsidenten, nicht schon im Juni – dafür aber auch gleich das Parlament mit. Angesichts der tiefen Konflikte zwischen den ethnischen und religiösen Gruppen ist das die einzig richtige Lösung. Nur bei einer halbwegs funktionierenden Gewaltenteilung haben Minderheiten eine Chance die Rechte zu verwirklichen, die die im Januar unter Mühen ausgehandelte Verfassung ihnen einräumt. Und nur dann lässt sich die Spirale der Gewalt am Hindukusch – hoffentlich – stoppen. Die spannungsgeladenen Entwicklungen in Afghanistan zeigen aber auch deutlich, dass Demokratie sich genauso wenig exportieren lässt wie eine Revolution. Zumal dann, wenn sie mit teilweise sehr undemokratischen Methoden erreicht werden soll. Kaum verhüllt mischte Amerika bei der Wahl der Übergangsregierung im Juni 2002 und bei der Debatte um das neue Grundgesetz zu Jahresbeginn mit. Ebenso stehen aber auch die Afghanen gegenüber der Weltgemeinschaft in der Pflicht. Gelder für den Wiederaufbau des bitterarmen, durch Wirren und Krieg zerrütteten Landes werden nur dann fließen, wenn die Stämme und Völker sich als Nation und später als Gesellschaft konstituieren. Die Wahlen und die Konferenz in Berlin sind wichtige Schritte auf diesem Weg. win

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