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Der Papst und die Juden: Geschichte im Sinn

Eine Institution, die seit 2000 Jahren besteht, leidet gelegentlich an ihrer Geschichte. Sie hat aber auch die Chance, sich durch den Bezug auf die eigenen Traditionen ihrer Kraft zu vergewissern. Die christlichen Kirchen tragen Mitschuld am Antisemitismus.

Der Fall des vom Papst aus der Exkommunikation gelösten Bischofs Williamson und dessen anhaltende Holocaust-Leugnung haben die Last der kirchlichen Vergangenheit schlagartig bewusst gemacht. Die Ansprache von Benedikt XVI. vor führenden Repräsentanten jüdischer amerikanischer Organisationen am Donnerstag in Rom räumt jedoch jeden Zweifel an der Einstellung des Vatikan aus, sollte es solche Zweifel gegeben haben. Der Papst beschwor in dieser Rede seine Erschütterung beim Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Jahre 2006. Er machte sich auch den Wortlaut eines Gebetes seines Vorgängers, Johannes Paul II., an der Klagemauer zu eigen, in dem dieser um Vergebung für das an den Juden verübte Unrecht gebeten hatte. Benedikt XVI. mag der Pius-Brüderschaft gegenüber eine nur schwer nachvollziehbare Milde zeigen. An seiner moralischen Integrität und tief empfundenen Abscheu gegen Antisemitismus sollte aber niemand zweifeln. apz

Gerd Appenzeller

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