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Der Papst und die UN-Konferenz: Einer soll schweigen

Nach dem Skandal um Holocaust-Leugner Williamson sollte Papst Benedikt XVI. doch eigentlich wissen, dass Politik nicht sein Metier ist und er sich raushalten sollte.

Hätte er doch geschwiegen! Nach den vatikanischen Ungeheuerlichkeiten um den Bischof und Holocaustleugner Williamson und mehreren Fehltritten im christlich-jüdischen Dialog ist der Papst einfach kein brauchbarer Verteidiger für eine Konferenz, die in den vergangenen Wochen als Anti-Israel-Forum, als Bühne für Antisemiten, in Grund und Boden kommentiert wurde. Die katholische Kirche dürfte einmal mehr merken, dass sie sich einen Pontifex leistet, der von Politik – auch die gehört zu seinem Job – erschütternd wenig versteht. Dabei hat Benedikt XVI. Recht, wenn er sagt: „Teilnahme bedeutet keine inhaltliche Zustimmung.“ Ausgerechnet die katholische Kirche, deren demokratische Alltagserfahrung doch etwas magerer sein dürfte als die der Regierungen der USA, Kanadas und der Niederlande, muss die westlichen Länder, die die Konferenz – eine UN-Konferenz – boykottieren wollen, an einen ihrer vornehmsten Werte erinnern: In einer Gesellschaft von Gleichen entscheiden Mehrheiten, und vorbereitet werden sie im Gespräch, im Streit, durch das, was die Aufklärung „Räsonnieren“ nannte. Wer hat hier eigentlich vor wem Angst? Traut man der eigenen Räson nicht zu, es mit einem Ahmadinedschad aufzunehmen? Das ist der fade Geschmack, der von diesem Boykott bleibt. ade

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