zum Hauptinhalt

Meinung: „Der Staat hat bei Integration nicht versagt“

Eigentlich wollte Maria Böhmer etwas ganz anderes werden als „Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration“. Und auch nach gut sieben Monaten im neuen Job scheinen ihr die neuen Kleider noch nicht recht zu passen.

Eigentlich wollte Maria Böhmer etwas ganz anderes werden als „Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration“. Und auch nach gut sieben Monaten im neuen Job scheinen ihr die neuen Kleider noch nicht recht zu passen. Freundliche Frechheiten gegen die Multikulti-Gegner im eigenen Lager, wie man sie von Deutschlands einzigem Integrationsminister, dem Düsseldorfer Parteifreund Armin Laschet, manchmal hört, würden der 56-jährigen Pädagogik-Professorin nicht einmal im kleinsten Kreis herausrutschen. Nur nichts Falsches sagen – also produziert die Staatsministerin im Kanzleramt zum Thema Integration lieber gelehrige Gemeinplätze: „Wir setzen auf das Prinzip Fordern und Fördern“ oder „Frühe Sprachförderung ist entscheidend“. Nur selten stolpert sie dabei. Als sie kürzlich nach bohrenden Journalistenfragen schließlich ihr Urteil über die bisherige deutsche Integrationspolitik abgab, formulierte sie den denkwürdigen Satz: „Ich würde den Vorwurf nicht teilen, dass der Staat zu wenig gemacht hat.“

Frauen- und Sozialpolitik sind das eigentliche Spielfeld von Maria Böhmer, die 2001 als Nachfolgerin von Rita Süssmuth Vorsitzende der Frauen-Union wurde. In der Frauenfrage bescheinigen ihr sogar Gegner, dass die wertkonservative Katholikin aus der alten Bischofsstadt Mainz alles andere als eine Reaktionärin ist. Doch eine ledige Kinderlose wollte die Kanzlerin der Union als Familienministerin nicht zumuten. Und das Murren in Kultur und Wissenschaft versperrte ihr eine weitere Traumrolle, die der Kulturbeauftragten der Bundesregierung. Kultur war nie Böhmers Thema, und einflussreiche Teile der Wissenschaftsszene hatte sie gegen sich, seit sie sich für enge Grenzen der Stammzellnutzung eingesetzt hatte.

Blieb das Thema Migration, um die Frauen-Union zufrieden zu stellen und Merkels Frau in Rheinland-Pfalz zu belohnen. Doch auf dem Feld agiert sie bisher unglücklich: Der Termin zum Integrationsgipfel, den Böhmer vorbereitet, war lange unklar, die Einladungen ließen noch einmal auf sich warten, und die unabhängigen muslimischen Verbände bekamen keine. Die kämen ja zu Schäubles Islamgipfel, sagt Böhmer. Das Gerücht sagt freilich, dass Wolfgang Schäuble ihr verbot, den Zentralrat der Muslime und den Islamrat einzuladen.

Böhmers nettes Lächeln passt gut zu Klinsmann-Deutschland. Klinsmanns Härte hat sie anscheinend nicht.

Zur Startseite