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Meinung: Der Unabsetzbare

MINISTER STOLPE HAT EIGENSINN

Der Sieg hat viele Väter. Die Niederlage aber ist ein Waisenkind. Deshalb rühmen sich viele Sozialdemokraten ob ihres Anteils am überraschenden Wahlsieg vom 22. September 2002. Dass die meisten Punkte der Kanzler selbst mit seinem problematischen Kurs in der IrakPolitik machte, ist klar. Auch, wo er diese Punkte überwiegend machte: im Osten, in den neuen Ländern mit ihrer verbal-pazifistischen Tradition aus DDR-Zeiten. Aber da ist noch einer, und der bedient beide Gefühle, dass pazifistische und die DDR-Sozialisation. Manfred Stolpe. Seine Berufung zum Ostbeauftragten und zum Superminister für Bau und Verkehr war, wahltaktisch, ein genialer Schachzug des Kanzlers. Er hat lediglich, was Schröder aber hätte wissen müssen, einen kleinen Schönheitsfehler. Manfred Stolpe ist keine Schachfigur. Er ist eigensinnig bis zur Sturheit und steckt Kritik weg wie ein Hund eine kalte Dusche – er schüttelt sich und macht genau da weiter, wo ihn der Wasserstrahl traf. Und mit Gerhard Schröder legt er sich besonders gerne an. Ganz freundlich und respektvoll, versteht sich, es ist ja immerhin der Kanzler, der da zürnt. Früher ging das um den Aufbau Ost und jetzt abwechslungsweise einmal um den Irak-Konflikt. Stolpe weiß, warum er im Kabinett ist. Er soll den Ostdeutschen signalisieren, dass der Kanzler sie und ihre besonderen Befindlichkeiten nicht vergisst. Der Kanzler kann Stolpe nicht wegen Renitenz feuern. Des Kanzlers Pech: Stolpe weiß das nur zu genau. apz

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