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Meinung: Der Weg ist nicht das Ziel

Von Moritz Döbler

Das gibt es nur in Berlin. Nicht nur ist die PDS an der Regierung beteiligt, nicht nur stellen die Nachfolger der DDRPlanwirtschafter ausgerechnet den Wirtschaftssenator – nein, dieser Senator legt auch noch eine sachliche, faktenreiche Analyse des Standorts vor, der kein Unternehmer widerspricht. So weit, so gut.

Natürlich muss diese Analyse desolat ausfallen. Ein halbes Prozent Wachstum erzielte die Hauptstadt im vergangenen Jahr, in diesem Jahr dürfte es eher noch weniger sein. Arbeitsplätze entstehen so nicht. Die öffentliche Hand ist klamm, die Bauwirtschaft liegt danieder, der Einzelhandel klagt über Einbußen. Viel Hoffnung bleibt da nicht – wieder nicht.

Immerhin gibt es auch Lichtblicke: der Tourismus, der im kommenden WM-Jahr noch besser laufen wird, und die Pharma-Industrie. Der Exportzuwachs geht größtenteils auf ihr Konto, getragen nicht nur von Berlin-Chemie und Schering, dem einzigen (!) Dax-Unternehmen der größten deutschen Stadt, sondern kleinen Biotechnologiefirmen. Auch Medien und die Verkehrsbranche nennt der Senator als Zukunftsfelder: „Berlin ist auf dem richtigen Weg.“

Das allerdings ist ebenso wahr wie wenig originell. Denn der Weg ist einfach zu lang. Die Stadt muss ihre erstarrten bürokratischen Strukturen endlich überwinden und Unternehmern das Investieren leicht machen. Berlin muss eine Stadt derer werden, die etwas wagen, und das nicht nur am Theater.

Und: Ein führender Industriestandort wird Berlin zwar so bald nicht, aber Hauptstadt der Dienstleistungen, das wäre schon drin. Aber eben nur, wenn man Dienen nicht als Schmach begreift. Denn die sprichwörtliche Berliner Muffigkeit gibt es ja wirklich noch häufig genug, und sie ist eben nicht lustige Folklore, sondern macht Kunden das Leben schwer.

Wie die Stadt mit Unternehmen umgeht und wie wir alle unsere Kunden behandeln, wird unser Einkommen in kommenden Jahrzehnten bestimmen. Das kann eine gute Nachricht sein.

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